Nach meinen bislang durchweg recht mediokren Erfahrungen mit dem Lahnsteiner Arbeitsamt und den dort beschäftigten habe ich ja schon länger das Gefühl, im falschen Film zu sein. Aber was heute im Aldi passiert ist, das schlägt doch dem Fass die Krone ins Gesicht.
Normalerweise steht man mit seinen zwei Teilen für die Mittagspause in der Kassenschlange und erst wenn diese bis kurz vor die Kühltheken reicht, brüllt von irgendwo jemand „Auch an Kasse drei bitttääääää!“ und das Rennen und Schubsen geht los.
Aber heute? Irgendwas war anders. Die Schlange an der Kasse wurde länger und länger, der Azubi an der Kasse klingelte wegen einer Retoure (Aldi-Slang für jemanden, der wegen irgendwas sein Geld zurück haben will) nach dem Filialleiter und eine recht ansehnliche Jung-Verkäuferin (sieht man bei Aldi auch nicht alle Tage) sagte zu der Dame hinter mir: „Sie können schon mal an der zweiten Kasse aufbauen, aber es dauert noch einen Augenblick, ja?“ Merkwürdig genug. Aber es kam noch besser: Kein Rennen, kein Schubsen, kein Drängeln. Keine panisch aufschreienden Kinder, kein „Au, mein Fuß!“ – was ist denn hier los?
Und die Krönung des Ganzen: Als der Filialleiter fast fertig war mit der Retoure, sagte eine Mutti an der zweiten Kasse „Hörnsemalfrollein, ich hab den Fetta-Käse gar nicht gefunden.“ Kennt man ja auch zur Genüge: „Die sind jetzt in der anderen Kühltheke da wo wir früher zwischen Mortadella-Aufschnitt und Leberwurst die angeranzten Salamischeiben versteckt haben, wissen Sie? Müssen Sie beim nächsten Mal da gucken.“ Aber heute? Das Kassen-Mäuschen dreht sich zum Filialleiter um und sagt: „Die Dame hier braucht noch einen Feta-Käse, magst Du den mal schnell holen?“
Und da ist mir der Kragen geplatzt. „SIND WIR HIER BEI ESSEN AUF RÄDERN, ODER WAS?“, hab ich geschrien. „DAS LEBEN IST NUN MAL KEIN WUNSCHKONZERT!“ Dann habe ich mir einen dieser roten Plastik-Kundentrenner in den unteren Rippenbogen gerammt, drei Gläser Senfgurken runtergeschmissen und mich beim Rausgehen zwischen einem Rentnerprächen und ihrem Zivi durchgedrängelt und dabei „Könn’nsenichaufpass’n!“ gemurmelt.
Dann war die Welt wieder in Ordnung.