Das war ein KiWo-Abend wie ich ihn mag. Ohne festes Ziel, nur mit der groben Richtung „Kiellinie“ rumbummeln, hier und da mal stehen bleiben um etwas Musik zu hören oder mit Bekannten und Freunden zu schnacken, die man dabei zufällig trifft. Gestern Abend war ich zum ersten Mal in sieben Jahren Kieler Woche bei der offiziellen Eröffnung auf dem Rathausplatz; etwas das sich selbst die in Kiel aufgewachsene Herzdame noch nie angeguckt hatte. Nach dem Anglasen und dem obligatorischen lang-kurz-kurz-lang aus dem Nebelhorn dauerte es noch eine knappe Stunde bis der Regen einsetzte und danach wiederum weitere 30 Minuten bis wir wieder den Heimweg antraten, denn es sah so gar nicht nach besserem Wetter aus.
Auf dem Weg konnte ich wieder so ein typisches Kieler Woche-Phänomen beobachten: Einerseits natürlich etliche Leute, die dicht gedrängt und missmutig guckend unter jedweder Art von Bedachung stehen, aber andererseits (und viel wichtiger) sehr viele Leute, die – unter Schirmen und Regenjacke selig grinsend – einfach das Beste daraus machen: Ändern können wir es ohnehin nicht, die Musik ist gut, es ist Kieler Woche, wir sind mit Freunden unterwegs, lass mal auf der Straße tanzen.
Merkwürdig genug, dass sich angesichts der Menschenmassen gestern Abend der übliche Misantropieschub nicht einstellte. Normalerweise bin ich immer recht schnell gepestet von Leuten und habe keine Lust mehr. Nennen wir es meinetwegen altersmilde, aber ich konnte selbst über dieser widerlichen Voll-Asis hinweg sehen, die ihre Bierflaschen auf der Straße kaputtschmeißen. Ich störte mich noch nicht mal an den bekloppten, die Fahrrad oder Kinderwagen durch die Menge schoben.
Stattdessen genoss ich den Auftakt der letzten Kieler Woche mit eigener Schlafmöglichkeit in Kiel sehr, hatte endlich mal wieder Gelegenheit eingehend mit Frau Ehemals-U.-jetzt-B. zu reden und freue mich darauf, was wohl die restliche Woche bringen wird.