Gnarg.
Ich stecke in einer Zwickmühle: Es gibt ein Buch in meinem Besitz, das ich kürzlich gelesen habe und das sehr, sehr laut „Blogge über mich!“ ruft. An und für sich gar kein besonderes Problem, wenn dieses Buch nicht wahnsinnig schlecht wäre. Denn natürlich ist der – bereits fertige – Blogeintrag entsprechend ausgefallen und genau da setzt die Zwickmühle an, in der ich stecke:
Ich habe nämlich keinen blassen Dunst, woher ich dieses Buch habe.
Die wahrscheinlichste Erklärung scheidet nach kurzer Recherche aus: Es ist kein Amazon-Beifang, um den Mindestbestellwert zu erreichen.
Möglich wäre darüber hinaus noch, dass das besagte Buch ein Spontankauf beispielsweise am Flughafen war. Wenn ich dort Pause habe, brauche ich manchmal schnell einen Zeitvertreib und da gilt dann in der Regel „Krimi, unter 10 €, tut nicht weh.“
Mit dem Unterschied, dass dieses spezielle Buch eben doch weh tut. In meinem Kopf zum Beispiel, während ich lese.
Vermutlich fragst Du Dich schon eine Weile, wo jetzt eigentlich mein Scheiß Problem liegt und ob es nicht völlig wurscht ist, wo ich das verdammte Buch gekauft habe. Stimmt auch soweit, nur gibt es dabei noch ein ganz anderes Problem:
Das Buch könnte auch ein Geschenk gewesen sein.
Der Klappentext des Buches deutet darauf hin, dass möglicherweise irgendwann jemand gedacht hat, dass er mir mit so einem Buch eine Freude machen kann. Jemand hat sich also Gedanken darüber gemacht und sich ganz bewusst für dieses besondere Buch entschieden und ich möchte diesen jemand dann eigentlich nicht mit einem „Scheiß die Wand an, ist das ein Schundroman! Ein Wunder, dass es so ein Mist immer wieder in einen Hardcovereinband schafft, leck mich am Arsch!“-Blogeintrag vor den Kopf stoßen.
Andererseits bin ich aber auch so zufrieden mit meinem Verriss, dass ich den nicht unveröffentlicht lassen möchte. Talkin‘ about a Zwickmühle.
Wie siehst Du das, bin ich blöd, weil ich mir darüber Gedanken mache? Ist es unhöflich, ein Geschenk öffentlich als qualitativ schlecht zu bezeichnen, ja anzuprangern?
Ich jedenfalls bin verwirrt.
Hm. Im Zweifelsfall hat der Schenkende das Buch ja vermutlich nicht selbst verbrochen, oder? Bücher und ihre Beurteilung, finde ich, sind eines der persönlichsten Dinge überhaupt. Ich verschenke auch gern Bücher. Manchmal solche, die der Empfänger sich wünscht, dann bin ich immer fein raus. Manchmal solche, die ich nicht kenne, deren Klappentext oder eine Kritik mich aber darauf hat schließen lassen, das es passen könnte. Dann habe ich die Katze im Sack gekauft und muss das Risiko eingehen, das es eben doch nicht passt. Und ganz selten auch Bücher, die ich selbst gelesen habe und sehr mochte. Und hier ist dann der Punkt, an dem die menschlichen Geschmäcker nun mal verschieden sind. Ist einfach so. Der eine empfindet als fesselndes Stück Literatur, was für den nächsten billigster Schund ist.
Meine Empfehlung: einfach veröffentlichen. Riskieren, das derjenige vielleicht ein bißchen
Argh. Ich wollte doch noch gar nich absenden! Himmel nochmal!
… Riskieren, das derjenige vielleicht ein bißchen beleidigt ist. Und dir so bald nicht wieder ein Buch schenkt. (nebenbei, ich verschenke zwar gern Bücher, aber bekomme sehr ungern welche geschenkt. Weil die dann seltenst meinen Geschmack treffen. Dann lieber Gutscheine.)
Das klingt sehr vernünftig. Ich werde trotzdem noch eine Nacht über die Veröffentlichung schlafen. 😉
Hm. Prinzipiell bin ich ja schon immer froh, wenn Menschen sich „trauen“ ein richtiges Geschenk auszusuchen und nicht mit so einem tutnichtweh-Gutschein für XY um die Ecke kommen. Wobei oben kommentierende Frau Zimtapfel letztens davon profitieren konnte, dass ich gerade ein teils mit Amazon-Gutscheinen bezahltes neues Gästebett erwarb.
Praktischerweise pflege ich für solche Schenker-Leute eine mehr als 5 Seiten lange Amazon-Wunschliste 🙂
Aber zurück zum Problem: Hey – der Schenkende kann sich eigentlich auch darüber freuen, dass Du das Buch tatsächlich gelesen und es nicht mit „Oh! Ein weiterer Staubfänger!“ ungelesen ins Regal gestellt hast. Eine Nacht drüber schlafen ist praktisch. Auch aus Veröffentlichungsgründen: Montags werden mehr Blogs gelesen als Sonntags 😉
Tihihi, meine Wunschliste ist auch zwischen drei und vier Seiten lang, je nach dem, welche Ansicht gewählt wird. Da könnte das Buch ja auch fast herkommen: Vielleicht habe ich es selbst auf den Wunschzettel gesetzt. Wer weiß…
Nun, falls es ein Geschenk war und der Schenker hier mitliest, darf er sich durch diesen Extra-Blogeintrag getröstet werden. Außerdem wird er Dir nie wieder so ein Buch/etwas aus diesem Genre/von diesem Autoren etc. schenken (und auch sonst niemand). Wwenn Du nichts sagst, erfährt es weder der Schenkende noch sonst jemand, dass dieses Buch nun so gar nicht Dein Fall war. Damit ist ja auch niemandem gedient.
Und am wenigsten mir selbst; so habe ich das vor lauter Harmoniebedürfnis noch gar nicht betrachtet. Wald, Bäume, knick-knack.