Meine Eltern urlauben derzeit im Ostseebad Prerow. Wenn man sowas mag, ganz toll da. Für mich wäre es nichts, das ist mir zu ländlich. Aber jeder Jeck ist bekanntlich anders, die beiden haben eine tolle Wohnung, der Empfang ihrer sämtlichen Handynetze ist gestört – beste Voraussetzungen für einen schönen und entspannten Urlaub. Mein Besuch hatte im Wesentlichen mit einem Weihnachtsgeschenk zu tun, ich hatte nämlich einen Tag im Ozeaneum in Stralsund verschenkt. Und wenn die beiden schon mal in quasi unmittelbarer Nähe urlauben…
Eins ist schon mal festzuhalten: Dafür, dass das Ozeaneum so ein Touristenmagnet ist, ist es ganz schön beschissen ausgeschildert. Wir haben es letztlich nur gefunden, weil es ein Parkhaus gibt, das „Am Ozeaneum“ heißt. Als wir in dem Parkhaus waren, hatte ich zuerst die Befürchtung, „Am Ozeaneum“ sei bloß ein Name. Ähnlich wie die „Pension Seeblick“ mitten in der mecklenburg-vorpommer’schen Tundra weit ab jeglicher Gewässer.
Nach kurzer Suche hatten wir das gute Stück also gefunden. Von außen ein Meisterwerk künstlerisch wertvoller Architektur. Vermutlich. Ich hab ja kein Auge für sowas, mir fiel lediglich auf, dass es fast keinerlei Fenster gibt. Nachtblindheit ist da drin tatsächlich ein kleines Problem, wenn man denn von ihr betroffen ist. Denn insbesondere im Bereich der zahlreichen Aquarien ist es ziemlich duster.
Schön gemacht ist der Laden allemal. Die Aquarien sind unheimlich liebevoll gestaltet. Das Stralsunder Hafenbecken zum Beispiel beherbergt neben diversen Fischen u.a. auch zwei Handys, diverse kaputte Flaschen und ein rostiges Fahrrad.
Der Fokus liegt hauptsächlich auf heimischen Fischarten aus Nord- und Ostsee. Aber auch ein paar Kollegen aus dem Pazifik sind dabei und das ist wirklich beeindruckend: Das Pazifikbecken fasst 2,7 Millionen Liter Wasser. Die Grundfläche ist 292 m², der Wasserstand 9,15m und der größte Durchmesser beträgt 18 m. Die Panoramascheibe von der aus man den Blick auf tausende Fische hat, ist rund 60 m² groß und hat damit mehr Grundfläche als zum Beispiel meine gesamte Wohnung.
Unten im Becken liegt das Skelett eines Pottwals, allein der Schädel wiegt 600 kg. In dem riesigen Becken wirkt das Teil fast wie ein spielzeug. Man kann die Dimensionen eigentlich nicht beschreiben. Man kann sie noch nicht mal wirklich erfassen, wenn man vor diesem Becken steht. Ich hab mich einfach auf eine der Sitzgelegenheiten gesetzt und den Schwamrfischen dabei zugesehen, wie sie ihre Kreise ziehen. Zeit spielt dabei eigentlich gar keine Rolle, weil man die ohnehin ganz schnell vergisst.
Der Knaller allerdings kommt zum Schluss: In der letzten Halle hängen 1:1-Modelle von verschiedenen Walen von der Decke. Die Decke selbst ist so gestaltet, dass man das Gefühl hat, von unten an die Wasseroberfläche zu gucken und es gibt reichlich bequeme Liegestühle. Gelegentliche Walgesänge dazu und auch hier verschwimmt die Zeit wieder ein bisschen.
Wenn man ohnehin in Stralsund ist, dann kommt man meines Erachtens an einem Besuch im Ozeaneum nicht wirklich vorbei. Auch wenn man nach Rügen unterwegs ist, sollte man dort unbedingt mal einen zwischenstopp einlegen. Der Eintritt ist mit 14 € für einen Erwachsenen auf den ersten Blick etwas happig, was einem allerdings geboten wird, macht den Presisschock jedoch mehr als wett. Die Foto-Erlaubnis kostet noch mal einen Euro extra, ob wir die nun hatten oder nicht, hat aber niemanden interessiert. Mein Eindruck ist, dass wir an einem Sonntag in der Nebensaison unheimliches Glück hatten, was den betrieb angeht. Nicht zu viele Leute da, nur an einigen Stellen wurde es mal ein kleines bisschen drängelig. Aber dann hat man eben kurz abgewartet und schon nach ein paar Minuten waren die Leute weitergegangen. Also alles im dunkelgrünen Bereich, was das angeht. Hauptsaison könnte allerdings kniffliger werden, ich befürchte, dass man dann ziemlich durch das Ding geschoben wird.