Männer-Klischee hoch drei

Ja, ich gebe es zu: In manchen Dingen bin ich ein wandelndes Klischee. Zum Beispiel beim Thema Schuhe kaufen. Mädels, jetzt mal bitte Klartext: Was zum Teufel ist so geil an Schuhe kaufen??? Ich war gestern notgedrungen mal wieder in dem Schuhladen mit dem großen D und hatte schon nach 7 Minuten keinen Bock mehr.

Wie kaufen Männer Schuhe ein? Wir gucken ins Portemonaie und stellen unabhängig vom vorhandenen Betrag fest, dass 20 € reichen müssen. Dann wenden wir uns dem Sortiment zu und stellen fest, dass keiner der vorrätigen Schuhe dem aktuellen (mit jeder Menge Tränen und Geschrei in Anwesenheit der Lebensabschnittsgefährtin erstandenen) Schuh auch nur annähernd ähnlich sieht. Das vereinfacht den Prozess nicht gerade. Um genau zu sein ist diese schlampige Art der Lagerhaltung NICHT HILF-REICH!

Wir widmen unsere Aufmerksamkeit also der verschwindend kleinen Menge an Schuhen, die überhaupt in Frage kommen. (Nicht vergessen: Knapp über zwei Drittel der Schuhladen-Grundfläche sind für Frauenschuhe reserviert, vom verbleibenden Drittel werden 75% für Kinderschuhe und Gänge zwischen den Regalen genutzt und der Rest teilt sich gleichmäßig in Lagerfläche, Angestellten-Klos und Männerschuhe auf.) Wir stellen fest: Es gibt einige Schuhe, die prinzipiell in Frage kommen und die sind auch noch in einem Regal, das mit „Reduziert!!!“ beschriftet ist. Allerdings gibt es in diesem Regal nur noch Schuhe bis Größe 41. Wie jeder durchschnittlich große Mann war ich 12 als ich Schuhgröße 41 hatte.

Also fragen wir eine Fachkraft. Die steht am anderen Ende des Ladens und guckt demonstrativ in die andere Richtung. Auf die clever formulierte Frage „Können Sie gerade mal ich hab da einen aber die Größe ist gerade nicht.“ antwortet sie meist mit „Nur noch das was da steht.“ und lässt uns dann allein mit unserem Schicksal. So gesehen, könnte man eine Menge Personal einsparen, wenn man in Schuhläden die Regale vernünftig beschriften würde: „Hier finden Sie preisreduzierte Schuhe. Da wir den Preis nur deshalb reduziert haben, weil wir nur noch unverkäufliche Größen vorrätig haben, sehen Sie bitte davon ab, unser Personal mit dämlichen Fragen zu belästigen. Dieses Regal stellt unseren kompletten Lagerbestand dar“, könnte auf so einem Schild stehen.

In meinem Fall war die Sachlage jetzt eine etwas andere. Abgesehen davon, dass meine Schuhe bereits anfingen, sich in ihre Bestandteile aufzulösen, war es auch noch kurz vor Feierabend. Als ich den Laden betrat ging ich in Höhe der Herren-Lederschuhe an einer Fachkraft vorbei, die mich auch freundlich begrüßte. Als sie sah, dass ich vor dem „REDUZIERT!!!“-Regal stehen blieb und mir nachdenklich das Sortiment beguckte, bemerkte ich aus dem Augenwinkel, wie die Dame sich heimlich davonstahl.

Nach wenigen Minuten hatte ich endlich einen Schuh gefunden, der meinem prinzipiell ähnlich sah und 20 € kosten sollte. Natürlich: Größe 41. Ich trat hinaus auf den Gang – keine Fachkraft zu sehen. Andere Seite, Kinderschuhabteilung – niemand da. Ich merkte, wie sich der uralte Jagd- und Sammelinstinkt meiner bemächtigte und schlich mich unauffällig mit dem Schuh in der Hand an eine Fachkraft heran, räusperte mich und fragte noch bevor sie so tun konnte, als würde sie Regale einräumen: „Äh, hörnsemalfrollein, den in 45?“

Ein resignierter Blick erst zu mir dann auf den Schuh und ich wusste sofort, was sie sagen würde: „Nur noch das was draußen steht.“ Aber sie erweiterte diese Floskel noch mit „Ich könnte höchstens Mal in den Computer gucken, ob wir den im Lager haben in 45, aber das geht heute nicht mehr.“

Ich hatte ja schon vor zehn Minuten keinen Bock mehr gehabt, als ich den Laden betreten hatte. Trotzdem verschlechterte sich meine Laune schlagartig, ich murmelte „okay“ und ging zurück nach gaaaaaanz hinten zu den Herren-Schuhen. Das würde ewig dauern. In Gedanken malte ich mir bereits aus, wieviel Spaß ich an meinem Eis haben würde, das ich mir nach dieser Tortur redlich verdient habe.

Kurz vor Ladenschluss verließ ich die Lokalität und hatte dank Boykes Intervention gleich zwei paar Schuhe in der Tüte. Aber die Eisdiele hatte natürlich schon zu.