In der Welt der Nerds gibt es einen großen Markt für Dinge, die man selber macht. Was dem Heimwerker das Werkzeugregal im Baumarkt, das ist dem Nerd die Bestellseite im Onlineshop des geringsten Misstrauens. Die einen fahren teils mehrfach für ein und das selbe Projekt in den Heimwerkermarkt, besorgen Schrauben, Dübel, Lack und irgendein neues Werkzeug mit langem Kabel, großer Leistung und viel Krach; wir Nerds gehen unserer Bastelleidenschaft eher im Stillen nach. Das Lieblingsspielzeug der Bastler ist im Augenblick der Mini-Computer Raspberry Pi. Das Grundgerät bekommt man für etwa 30 Euro im Fachhandel und kann es dann mit so ziemlich allem erweitern: HDMI-Stecker, um das Bild auf dem Fernseher auszugeben, diverse Sensoren um Temperatur oder Luftfeuchte zu messen und so weiter und so fort. Viele Bastler nutzen ihren “Raspi” als Abspielstation für Musik- und Videodateien oder für die Hausautomation – also unter anderem, um die bange Frage zu beantworten, ob wirklich alle Fenster zu und sind und die Heizung abgestellt ist, wenn man das Haus längst verlassen hat. Mit ein klein wenig mehr Aufwand, kann man sich sogar relativ leicht eine mit dem Smartphone fernbedienbare Garagentorsteuerung selber bauen. Kürzlich ging aber ein besonderes Bild durch’s Netz: Jemand hatte mit einem Raspberry Pi, verschiedenen Erweiterungsmodulen, einer selbstgeschriebenen Software und drei Kabelbindern (alles in allem etwa 160 Euro) ein voll funktionsfähiges Handy gebastelt. Das hätte er für das Geld selbstverständlich auch kaufen können, dann wäre es zudem kleiner und insgesamt ein wenig schicker geworden. Aber wo bleibt denn da der Spaß? Einen Haken hat das Gerät allerdings: Es besteht aus einzelnen Plastikteilen, vielen Drähten und wird von drei Kabelbindern zusammengehalten – damit möchte ich ja nicht unbedingt durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen gehen müssen. Wir Nerds sind eben für elektronische Bastelarbeiten bekannt, nicht für ausgefallene Mutproben.
Dieser Eintrag erschien zuerst als Kolumne auf der Netzwelt-Seite des sh:z-Verlags.
Hier gibt es übrigens mehr Informationen zu dem Eigenbau-Handy und hier zur Garagentorsteuerung.