In Berlin haben sich bis vor zwei Tagen rund 6.000 Voll- und Teilzeitnerds bei der re:publica getroffen. In nicht ganz zwei Wochen findet in Breklum etwas Ähnliches statt, das dritte Barcamp Westküste am 23. und 24. Mai. Als “Barcamp” bezeichnet man eine Konferenz ohne festes Thema und ohne Tagesordnung. Morgens gibt es eine kurze Vorstellungsrunde bei der jeder sich und sein Thema vorstellen kann. Finden sich genug Interessierte, bleibt noch die Frage nach Raum und Zeit bevor man sein Thema, seine Session, auf einer Art Stundenplan eintragen kann. Es gibt keine Themenvorgabe, aber weil sich auch hier hauptsächlich Nerds versammeln, geht es häufig um Netzthemen. Was beide Veranstaltungen, re:publica und Barcamps, für mich attraktiv macht: Ich treffe dort auch Menschen, die ich bis dahin nur online kannte. Wir lesen zum Teil schon seit Jahren unsere Blogs, liken unsere Fotos, folgen uns bei Twitter und hören unsere Podcasts. Nur gesehen haben wir uns häufig noch nie. Und dann steht man auf einer dieser Konferenzen und das Handy piept “Bin an der Bar und trage einen grünen Schal. Treffen?” Grün scheint in diesem Jahr die Trendfarbe zu sein, denn ich spreche mindestens fünf Menschen mit grünen Schals an, bis ich den Richtigen erwische. Herzliche Begrüßung, ein kurzer Austausch über den letzten Vortrag und Smalltalk über die miese WLAN-Qualität. Danach peinliche Stille. Es ist schwer, dann das Eis zu brechen, denn die üblichen Einstiegsfragen nach Beruf, Wohnort, Familie, dem letzten Urlaub, Musikgeschmack und Hobbies fallen weg: Das wissen wir ja alles schon voneinander, weil wir uns seit Jahren kennen. Auf ‘ne Art zumindest. Begegnungen wie diese hatte ich in den vergangenen Jahren oft und immer dauerte dieser sprachlose Moment, dieses unangenehme Schweigen nur wenige Minuten. Denn eigentlich ist unsere Gemeinsame Leidenschaft ja die Kommunikation, nur eben digital – Auge in Auge fällt es uns Nerds manchmal schwer. Wenn auch nur kurz.
Dieser Text erschien als Kolumne auf der Netzwelt-Seite des sh:z.