Offline

Einfach mal eine Woche raus. Digital weg sein. Keine Mails, kein Twitter, das Telefon im Flugmodus in der Tasche haben, um sich bestenfalls einen Wecker für die Siesta stellen zu können. Anrufe? SMS? Nicht mit mir.

Ich bin abgehauen ins Offline-Land.

Weil das Telefon dann doch meist aus ist, trage ich zum ersten Mal seit Jahren wieder eine Armbanduhr. Das ist ungewohnt; entweder schnüre ich mit damit die Blutzufuhr zur Hand ab oder das Mistding schlackert so lose am Handgelenk, das ich Angst habe, es zu verlieren. Die richtige Einstellung zu finden dauert jeden Morgen eine halbe Stunde. Macht aber nichts, weil die Dinge im Offline-Land alle gemächlicher ablaufen.

Ich war in Taizé, diesem Phänomen internationaler Jugendbegegnung, das mit „so ähnlich wie ein Kloster mit angeschlossener Jugendherberge“ nur unzureichend zu beschreiben ist.

Man ist anders an Taizé. Anders als man sich kennt. Einfacher, aufgeschlossener, entspannter. Das Offline-Land ist auch das Land der Entschleunigung. Hier gelten andere Regeln, die sich den meisten fast sofort erklären. Eine davon ist: Drei Gottesdienste am Tag, der erste vor dem Frühstück. Der Atheist in mir zuckt, fügt sich aber. Und Überraschung: Es tut gar nicht weh. Weil die Gottesdienste hier anders sind. Die Liturgie wird erst spät klar und ist auf das notwendigste reduziert. Zentrales Element ist die 10-minütige Stille. Das zusammen mit den eingängigen, fast meditativen Gesängen bringt Dich in zwei Tagen auf ein ganz neues Level der Entspannung und so weit weg von so etwas profanem wie Wochentagen, dass Du Dir am Tag vor der Abreise verwundert die Augen reibst.

Was? Schon Freitag?

Kaum ein Gedanke an Schichtpläne, Favstar, Kontostände, Flauschkartoffeln, zu gießende Blumen oder die üblichen Zwänge. Stattdessen komme ich bei mir an. Rede mit Leuten aus aller Welt über Themen, die mich in der Welt da draußen nur selten berühren und um ehrlich zu sein noch seltener interessieren.

Ich war skeptisch, ob ich her kommen sollte. Drei Gottesdienste, der erste vor dem – spärlichen – Frühstück, Bibelstunden; das bin ich nicht.

Aber es stimmt: Man muss nicht glauben, um Taizé gut zu finden.

Schon Freitag, ich muss Postkarten schreiben.

Willkommen zurück…