Steve Jobs ist ein Arsch!

Das darf ja wohl nicht wahr sein! Apple bezeichnet die Apps einzelner Radiosender jetzt als Spam und will ab November keine neuen Radio-Apps im App-Store mehr zulassen. Steve Jobs geht sogar soweit, sich mit diesem Satz zitieren zu lassen:

“Single station app are the same as a FART app and represent spam in the iTunes store”

Allenfalls Apps, die hunderte Radiosender auf sich vereinten, seien zukünftig zulassungsfähig für den App-Store.

Damit mischt sich Jobs direkt in die wirtschaftlichen Belange einzelner Wirtschaftsunternehmen ein. Besonders charmant: Es sind nicht zuletzt genau die betroffenen Sender und Medienunternehmen, die durch ihre Berichterstattung über Apple auch zu Jobs Reichtum und zum Erfolg der Marke Apple beitragen – eine bodenlose Frechheit!

Kann mir noch mal jemand kurz und schlüssig erklären, warum Steve Jobs so toll sein soll?

Ich kenne rein zufällig ein großes deutsches Radiounternehmen, in dem unter anderem auch iPhones als Diensthandys eingekauft werden. Ich finde, dass sich alle Radiosender möglichst zeitnah von Appleprodukten verabschieden sollten und das sollte sich ggf. auch im Programm wiederspiegeln. Warum sollte es zum Beispiel weiter die iTunes-Charts im Programm von NRJ geben? Warum sollte aus den online gestellten Playlisten weiterhin direkt auf den Download im iTunes-Store hingewiesen werden?

Wenn sich Jobs so aus dem Fenster lehnt und sich mit Multiplikatoren anzulegen gedenkt, dann sollte er auf jeden Fall das Echo spüren. Wäre ich der CEO eines großen deutschen Radiounternehmens, würde ich genau damit anfangen.

4 comments on Steve Jobs ist ein Arsch!

  1. OK, der FART Vergleich ist heftig, aber so ganz unrecht hat er nicht. Es gibt zig Fantastilliarden Radiosender. Wenn jetzt jeder von denen seine eigene App einreicht, dann wird der App Store noch chaotischer und unübersichtlicher als ohnehin schon. Das vergrault Kunden und bindet Mitarbeiter, da ja jede App überprüft werden soll. Ich für meinen Teil hasse Radio und hätte keine Lust mich da durch die Apps zu wühlen. Aber auch wer Radio liebt wird es schwer haben zu erklären, warum man unbedingt eine App dafür braucht. Zeig’ mir eine Radio-App, die einen wirklichen, echten Zusatznutzen für Hörer oder selbst den Sender hat. Das sind doch alles „Me too!“-Rülpser. Such’ Dich mal durch den AppStore nur nach Radio Energy. Da kriegst du fürs iPhone allein zwölf aus der NRJ Sendergruppe, plus noch mal zwei fürs iPad. Um Gottes Willen, wozu???

    Und Apple ist ein gewinnorientiertes Unternehmen, genau wie Google. Die sind nicht die Heilsarmee. Wenn ein Radiosender oder ein Verlag oder ein Musiklabel da rein will und die Apple Feuerkraft nutzen, dann sollten sie besser ein Geschäftsmodell haben und einzigartigen Content mitbringen. Und Apple ist eine Diktatur, wie letztlich jedes erfolgreiche Unternehmen. It’s my way or the highway – ob der Chef nun Schmidt, Jobs oder Zuckermann heisst.

    Umgekehrt können Sender und Verlage natürlich so handeln, wie von Dir vorgeschlagen. Nützen wird es letztlich nicht viel, aber sie fühlen sich dann vielleicht besser, wer weiß.

  2. Keine schlechte Argumentation. Es stimmt: Radiosender sind bis zu einem gewissen Grad austauschbar und ihre Apps dürften es vermutlich auch sein. Trotzdem halte ich es für Quatsch gerade denen eine große Sammel-App aufdrängen zu wollen. So wird dem einzelnen Sender die letzte Möglichkeit genommen, eigenen Content zu platzieren, Apple nimmt ihnen das letzte Unterscheidungsmerkmal und das obwohl Apple von Seiten der Sender nicht eben schlecht behandelt wird.

    Jobs muss sich die Fragen gefallen lassen, warum dann nicht auch acht drölfzilliarden Navigations-, Taschenlampen- oder dergleichen redundante Apps nicht mehr anerkannt werden. Warum werden nicht in erster Linie die Furz-Apps eingeschränkt, die die tatsächlich keinen Mehrwert bringen? Im Falle einer Radiosender-App kann man zumindest so argumentieren, dass es überall Leute gibt, die unbedingt immer nur ihren Lieblingssender hören wollen. Egal, wo sie sich gerade aufhalten.

  3. Da kann ich Kiki nur zustimmen.

    Hinzu kommt noch die Tatsache, dass die iPhone-als-Diensthandy-Einkäufe doch hoffentlich kein Ego-Einkauf ist, sondern einen tatsächlichen Mehrwert bietet. Sollte dieser durch die Verbannung der eigenen iPhone-App tatsächlich verloren gehen, dann wechselt man eben auf Android oder Windows Phone 7.

    Letztendlich ist es bei den besagten iTunes-Charts und den Playlisten das Gleiche. Ich hoffe doch, dass man diese Funktionen eingeführt hatte, um dem Hörer einen Mehrwert zu bieten und nicht weil man sich bei Apple besonders beliebt machen wollte. Diese Funktion nun wieder zu nehmen, darauf werden die Hörer vielleicht nicht so positiv reagieren, selbst wenn der Sender es begründen kann. Und am Ende interessiert es Apple wahrscheinlich nicht einmal, ob es nun ein paar Verkäufe weniger sind, oder eben nicht. Druck baut man so nicht auf, siehe auch Google und die Zeitungsverlage.

  4. Ich bin sicher, daß über kurz oder lang die ganzen Taschenlampen Apps und ähnlicher Blödsinn rausfliegen werden. Spätestens dann, wenn ein Update eingereicht wird und ein Blick auf die Dowloadcharts zeigt, daß den Quark niemand haben will. Die ersten Apps sind bzw. waren ja auch Fingerübungen der Entwickler und Apples selbst – man wollte schnell zum Start ein paar Apps auch jenseits der NY Times anbieten können. Aber man darf sich auch weiterentwickeln…

    Was den Lieblingssender betrifft: Wenn das ein kleiner Lokalsender ist und nicht gerade der Deutschlandfunk oder Bayern 3, dann wird er es schwer haben, die Wirtschaftlichkeit der App zu belegen. Wie viele Hörer (in Prozent) haben ein iPhone übern Daumen gepeilt? Und wie viele davon sind echte hardcore Fans, die sich auch die App installieren würden und nicht nur leidgeprüfte im-Stau-steher, deren Treue bis zum ersten schlechten Song oder zur ersten nervigen Werbepause hält und die sofort umschalten, sobald ein anderer Sender besseren Empfang und Programm bietet? Es sollte mich wirklich wundern, wenn das mehr als hundert Leute wären.

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