„Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“ am 5.12.22

Lange habe ich nichts mehr in dieser Kategorie geschrieben. Es ist ja immer was, nicht wahr, man kommt ja zu nix. Aber wo der Tag fast vorbei ist und ich nur noch einen Rest Freizeitstress vor mir habe, kann man ja mal.

Der Tag begann heute, mal wieder, gut eine Stunde vor dem Wecker, in Zahlen um 5.34 Uhr. Das weiß ich so genau, weil ich noch dachte „Mensch, eine gute Stunde zu früh wach.“ Noch kurz so rumliegen, merken, dass weiterschlafen nicht so recht drin ist und ab ins Bad. Nach Morgentoilette und Frühstück kontrolliere ich die Arbeitstasche: Mikrofon nebst Angel, Kabel, Aufnahmegerät mit SD-Karte und Akkus, dienstliches und privates Telefon, alles da. Also räume ich noch kurz die Spülmaschine aus und bringe den Müll raus, bevor ich so gegen kurz nach 7.00 Uhr das Haus verlasse.

Nach Kiel sollte es heute gehen, wie üblich habe ich für die Fahrt ca 20 min. Pufferzeit eingeplant und dann – nicht üblich – noch was draufgeschlagen, wegen der Umstände und des Berufsverkehrs. Das reicht aber nicht so recht, pünktlich zu meinem Termin bin ich auf dem Parkplatz der Staatskanzlei – der Monk in mir wäre gern schon vor fünf Minuten früher an der Pforte gewesen.

Im Interview mit dem Chef der Staatskanzlei, der in Personalunion auch Digitalisierungsminister ist, geht es um – ihr ahnt es – den aktuellen Stand der Verwaltungsdigitalisierung. Knapp 25 min. später sitze ich schon wieder im Auto und bin auf dem Weg zum nächsten Termin. Parken im Sophienhof, ein paar Minuten Fußweg und ich sitze beim Landesgeschäftsführer des Bundesverbands Windenergie, um über die Stromerzeugung in Schleswig-Holstein zu sprechen.

Grob gegen 11.00 Uhr bin ich mit einem Arm voll Tageszeitungen aus meinem Hauspostfach in meinem Büro und fahre den PC hoch. Während der alles läd, was man als PC am Montagmittag so zu laden hat, überfliege ich die Schlagzeilen der Tageszeitungen und entsorge die Blätter auch gleich, bevor ich mich den Mails des Tages widme: Es gab Lob für einen Beitrag, der am Wochenende fertig geworden ist, und das Redigat für einen weiteren, dazu rund 40 Pressemitteilungen. Die sortiere ich in etwa 14 Sekunden pro Mail weg: Ich muss am Titel erkennen können, ob sich dahinter ein Thema findet, für das sich nicht ausschließlich Menschen in Schleswig-Holstein interessieren. Der Posteingang wird trotzdem nie wirklich leer, man kommt ja zu nix.

Ein Blick auf die To Do-Liste des Tages zeigt: Ich muss noch Termine vereinbaren, demnächst berichte ich darüber, wie sich die Zahl der Wohngeldempfänger*innen zum Jahreswechsel entwickeln wird. Zwei Stadtverwaltungen frage ich an und das Sozialministerium. Das geht schnell und per Mail, ein kurzes, klärendes Telefonat noch und wenige Minuten später habe ich in anderer Sache eine potentielle Interviewpartnerin am Telefon. Wir finden keinen Termin und verabreden uns für ein weiteres Telefonat in der ersten Januarwoche. Inzwischen sind vier neue Pressemitteilungen angekommen, sie betreffen mich aber nicht. Eine fünfte sorgt für eine Terminkollision, das muss ich noch irgendwie klären, das schaffe ich heute aber absehbar nicht.

11.50 Uhr, ich checke den Speiseplan der NDR-Kantine und habe die Qual der Wahl zwischen Senfeiern mit Salzkartoffeln und Rote Bete und Cordon Bleu mit Kroketten. Kroketten gewinnen, Mahlzeit!

Der letzte Termin des Tages beginnt um 13 Uhr im Haus B des Landtages: Ministerpräsident und Wirtschaftsminister haben sich mit Vertreter*innen von Betrieben der wehrtechnischen Industrie und Gewerkschaften getroffen und sie präsentieren ihre Ergebnisse. In Kürze: Die 30 Unternehmen wollen auch was vom 100 Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr ab haben, sind teils schon in Vorleistung gegangen und vermissen Planungssicherheit.

Nach der Pressekonferenz trete ich den Heimweg an, unterwegs meldet sich eine Kollegin, die einen Beitrag bei mir bestellen möchte: Als ich vergangene Woche auf Helgoland war, wurde dort eine verwaiste Kegelrobbe aufgegriffen und die flog im selben Flieger wie ich zurück aufs Festland. Sie verbringt die nächsten Wochen in der Seehundstation Friedrichskoog. Über ihre Zeit dort und die Arbeit der Station mache ich also demnächst eine Reportage für zwischen den Tagen.

Ein Kegelrobbenkalb am Strand der Helgoländer Düne.

Zuhause bleibt nur kurz Zeit für einen Plausch mit der Herzdame, bevor ich an den Schreibtisch muss: Der redigierte Beitrag harrt der Überarbeitung, das geht zügig, die Kollegin ist einverstanden und ich produziere zwei Versionen. Eine knapp sieben Minuten lange Fassung für den Länderreport und eine kürzere für Deutschland heute, beide für morgen. Damit bin ich nach rund 45 Minuten fertig.

Zwischendurch schreibe ich noch kurz ein Angebot für die Kolleg*innen der Frühsendung am Donnerstag und überspiele danach die beiden Beiträge ins Audiosystem der abnehmenden Sender. Schnell zur Herzdame, knutschen und den Ablauf des weiteren Tages besprechen, denn sie hat einen Abendtermin und ich muss mich um Fräulein Hund und ihre Verlustängste kümmern. Die sind dank eines Ochsenziemers schnell vergessen und auch meine Anwesenheit scheint nicht weiter erforderlich, weshalb ich diesen Blogeintrag schreiben kann. Ich bleibe aber noch ein wenig unten sitzen, verputze ein PB&J-Sandwich und dann noch eins und trinke eine Mate, während ich den Hund bei zufriedenem Kauen beobachte. So süß!

Bevor nun gleich die virtuelle Rollenspielrunde startet, hole ich noch die Wäsche aus dem Trockner und mache den Briefkasten leer. Da ist diesmal nur Werbung drin, sonst hätte ich jetzt noch ein wenig Buchhaltung zu erledigen.

Das war nun wirklich kein normaler Arbeitstag, manchmal ist es ruhiger, selten liegt noch mehr an als das. Aber jetzt wo ich das aufgeschrieben habe, wundert mich die Müdigkeit am Tagesende auch nicht weiter. Mehr Beiträge aus diesem Bloggerevent und die Spielregeln findest du bei Frau Brüllen.

1 comments on „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“ am 5.12.22

  1. Natürlich gewinnen Kroketten! Zu Senfsauce gehören unbedingt Verlorene Eier und Kartoffelpü-reh, allenfalls Stampfkartoffeln. Die Rote Bete muß in diesem Fall leider durch einen nett angemachten Blattsalat ersetzt werden.

    Der Bericht hinterläßt mich kopfschüttelnd angesichts der gastronomischen Qualitäten des Öffentlich Rechtlichen Rundfunks im Allgemeinen und der norddeutschen Ausprägung im Besonderen…

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