Wenn einer eine Reise tut

Dann macht er ein paar Bilder. Aber der Reihe nach: Ich hatte mich ja kürzlich sehr darüber gefreut, dass ich bei Ryanair günstig an Tickets Lübeck-London-Lübeck gekommen bin. Aus Zeitgründen hat von vier gebuchten Flügen letztlich nur einer hingehauen, aber hey: Wenigstens einer!

In London war’s voll geilo, anders kann man es fast nicht sagen. Ich war ja das letzte Mal von ca. 12 Jahren auf Klassenfahrt da und wollte einfach nur mal wieder durch die Stadt schlendern. Mit Boyke hatte ich auch einen astrein kompetenten London-Führer mit am Start und wir haben es uns bei bestem Reisewetter (bewölkt aber trocken) richtig gut gehen lassen: Stella am Piccadilly, Hamley’s, Convent Garden, London Eye usw. usf.

Mittagessen gab’s im Shakespeare’s Head: Club Sandwich mit Fritten und dazu ein Pint Stella. Übrigens ein echter Geheimtipp: Für Londoner Innenstadt-Verhältnisse recht günstig und die Rasta-Thekenkraft spricht ausgesprochen langsam und das nicht nur, wenn man wie der letzte Touri aussieht.

Hamley’s hat mich fasziniert. Tonnenweise Spielzeug überall und an jeder Ecke steht ein Mitarbeiter der Spielsachen demonstriert und Dich auffordert mitzuspielen („Na komm schon, Mann, das hier ist ein Spielzeug-Laden!“) Tolle Sachen gibt’s in der Jungs-Abteilung ganz oben: Ferngesteuerte Autos und lauter so’n Zeugs. Wohingegen die Mädchen-Abteilung im Stockwerk drunter etwas abschreckende Wirkung hatte. Ob des pinken Grundtons von so ziemlich allem habe ich die Vermutung, dass selbst manches achtjährige Mädchen bisweilen vor Reizüberflutung zuckend am Boden liegen dürfte. Wie gesagt: Nicht mein Fall. Trotzdem gab’s eine Kleinigkeit für Fenja, den jüngsten Spross der Familie Brandt, denn die beiden hätten eigentlich auch sehr gerne London gebucht und wer wäre ich, wenn ich dann nicht wenigstens eine Kleinigkeit mitbrächte? Wegen Fenjas knappen zweieinhalb Monaten und dem damit einhergehenden Mangel an Koordinationsfähigkeit habe ich jedoch vorerst davon abgesehen etwas mitzubringen, dass Krach macht.

Auch sehr geil: Das London Eye. Kostet zwar 15 £ und bei richtig gutem Wetter muss man bestimmt wahnsinnig lang anstehen, aber wir hatten wirklich Glück. Keine Wartezeiten und nur wenige Mitfahrer in unserer Gondel so dass wir uns völlig frei bewegen konnten und niemand drängelte. Die Fotos sind nicht alle was geworden, weil es zwischenzeitlich doch ein wenig zu nieseln angefangen hatte und der Regen auf der Scheibe den Autofokus der Kamera verwirrt hat. Ich hab hier noch ein paar astreine „Regen an der Scheibe“-Bilder rumliegen, wenn da jemand Interesse hat…

Nach dem Eye war unsere knappe Zeit auch schon wieder kurz vor ihrem Ende. Wir traten also die Rückreise zum Bahnhof Liverpool Street an, an dem der Stansted Express hält. Dort gab’s noch einen völlig überteuerten Frischkäse-mit-Lachs-Bagel (3,45 £!!! Das sind fast 5,20 €!! Und dann noch nicht mal lecker!) für Jörn Schaars feinen Magen und dann rein in den Zug.

Am Stansted-Airport haben wir noch ein wenig Zeit totgeschlagen und waren letztlich etwa 30 Minuten vor Boarding-Beginn am Gate. Wir haben uns ein Plätzchen gesucht und noch ein wenig Kleingeld unter’s Volk gebracht, wer will das schon mit nach Hause nehmen, nicht wahr?

Bei der Gelegenheit konnte ich wieder eine typisch deutsche Eigenschaft beobachten. Folgende Situation: 15 Leute sitzen leicht gelangweilt in der Nähe des Boarding-Schalters, der noch nicht besetzt ist und der auch in den nächsten 20 Minuten nicht besetzt werden wird. Ein Mann kommt dazu, schaut sich kurz um und stellt sich dann direkt an den Boarding-Schalter. Mit einer Miene wie ich sie nur von gewissen ALDI-Erlebnissen kenne.

Mir ist sowas ja wurscht, ich weiß ja dass ich ziemlich sicher in die Maschine komme und dass ich, wenn ich erst mal drin bin, auch bestimmt einen Sitzplatz kriegen werde. Andere sind da offensichtlich nicht so gefestigt. Die Angst, von Stansted bis Lübeck stehen zu müssen, stand den 50 Leuten ins Gesicht geschrieben, die sich blitzartig innerhalb weniger Minuten hinter diesem Vogel einfanden. Na ja, wie auch immer.

Der Rückflug war einigermaßen unspektakulär, bis auf eine Dame, die uns schon am Check In unangenehm aufgefallen war und die irgendeinem dicklichen Herrn, den sie wohl in der Schlange vor’m Boarding kennengelernt hatte, eine Frikadelle ans Ohr laberte. Die war ein wenig penetrant. Aber sonst alles prima, ich war gegen Mitternacht wieder zu Hause.