Gestern war „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag“-Tag. Ich bin via Frau Novemberregen darauf gestoßen; was das genau ist, und wer sonst noch mitmacht, erfährst Du bei Frau Brüllen.
Der Tag begann, wie üblich, auf der Waage: 113,5 kg machen mich nicht gerade froh, aber damit ist der Kurzurlaub von Pfingsten dann endlich mal wieder weg geschmolzen. Leider hatte ich meinen Wecker falsch gestellt und so blieb nur Zeit für eine schnelle Dusche, bevor ich zur Arbeit ging. Die aktuelle Ausgabe des Medienkuh-Podcasts auf den Ohren stoppte ich noch kurz beim Bäcker, weil mein Hunger nicht abwarten wollte, bis ich Zeit hätte, etwas Diät-konformes zu besorgen. Streuselschnecke hatte ich schon lange nicht mehr und beim Bäcker scheinen sie meine missliche Lage geahnt zu haben, jedenfalls sind die Schnecken mittlerweile nur noch halb so groß wie früher.
Im Büro war ich gegen halb acht, da rief schon mein Redakteur an. Ob ich schon da sei, wir hätten ja gleich die Live-Schalte. Waren noch 10 Minuten bis hin, also konnte ich noch ganz kurz in die Mails gucken, bevor ich ins Studio musste. Es ging um die Entwicklung des Strompreises, der Börsenpreis ist nämlich derzeit so niedrig wie seit 12 Jahren nicht mehr, aber beim Verbraucher kommt das nicht an. Kann man ja mal erzählen.
Danach schrieb ich meine Kolumne für den shz-Verlag und gleich darauf eine Mail an deren Online-Redaktion: Am heutigen Sonnabend erscheint meine letzte Netzwelt-Kolumne. Ich finde keine guten Themen und habe nicht die Zeit, meine Themen schön zu erzählen. Noch mehr Stress kann ich gerade nicht gebrauchen, also muss ich ein bisschen Aufgaben durchkärchern. Abgesehen davon vertritt der Chefredakteur eine Position zur Arbeit und den Entscheidungen des Presserates, die ich weder nachvollziehen noch teilen kann und ich möchte nicht für einen Verlag schreiben, der Bild-Positionen verteidigt und sich zu eigen macht.
Nach der Konferenz um neun recherchierte ich noch weiter am Strompreis, denn die Kollegen der Vormittagssendung wollten auch etwas dazu haben. Weil der Ansprechpartner noch in einer Pressekonferenz saß, zeichnete ich schnell einen kurzen Telefon-O-Ton zum Schulstaffelmarathon auf, der am heutigen Sonnabend auf Helgoland stattfindet und kümmerte mich danach um ein Thema für Montag: Industrie, DGB und Landesregierung wollen gemeinsam ein industriepolitisches Forum gründen und damit das größte zusammenhängende Industriegebiet Schleswig-Holsteins vor den Toren Brunsbüttels stärken und zukunftsfähig machen. Die Fakten hatte ich schnell zusammen, der DGB Nord-Vorsitzende würde aber erst um 14 Uhr für ein Interview bereitstehen. Also musste noch eine dritte Baustelle her: Am Montagabend ist eine relativ hochkarätig besetzte Runde zum Nord-Ostsee-Kanal, auch wieder in Brunsbüttel, da könnte man natürlich nach dem industriepolitischen Forum gleich in der Stadt bleiben und später noch zu dieser Geschichte gehen – wenn es sich denn inhaltlich lohnt. Die einzige, die einer Antwort mächtig war, war im Funkloch unterwegs und sollte erst abends auf meine SMS reagieren, aber dazu später mehr.
Inzwischen war der Strompreis-Ansprechpartner aus seiner PK zurück, kurzes Vorgespräch und dann ein schnelles Interview aufzeichnen, schneiden, Abnahme durch die Redakteurin, noch einmal kurz am Text feilen, Mittagspause.
Mir war klar, dass es schnell gehen müsste, denn es war schon kurz nach eins und um 14 Uhr sollte der DGB anrufen. Das Mittagstischrestaurant du jour ist eigentlich nicht gerade für seine Schnelligkeit bekannt, aber wenn man damit umzugehen weiß, geht es eigentlich: Kellnerin schon beim reinkommen mit der Bestellung belästigen und schon mal zahlen, wenn die Getränke kommen. Beziehungsweise ja in meinem Fall das Getränk, denn ich esse gern allein. Es gab – auch nicht wirklich die reine Lehre meiner Low Carb-ähnlichen Diät – Reis mit Tomatensauce und mit Ananas überbackenes Hühnchenbrustfilet, dazu eine kleine Cola.
Sieben Minuten vor dem avisierten Anruf des Gewerkschaftsbundes war ich zurück im Büro, Interview, Beitrag zu Ende schreiben, O-Ton schneiden – Thema im Kasten. Danach war noch Zeit, um mit Kollegen R. zu besprechen, ob seine Töchter am heutigen Sonnabend unseren Hund betreuen möchten (ja, wollen sie) und wie wir das organisieren. Die Herzdame und ich werden nämlich heute gemeinsam auf dem Golfplatz von St. Michaelisdonn unterwegs sein. Zwar jeweils an unterschiedlichen Stellen des Platzes, aber doch irgendwie gemeinsam. Da dürfen Hunde jedenfalls nicht mit und wir haben die beiden Damen engagiert, in dieser Zeit zwei mal mit Frau Hund Gassi zu gehen.
Gegen 15 Uhr brach ich mit einem Arm voller Pfandflaschen, diverser Hauspost und dem Autoschlüssel in die Tiefgarage auf. Erst ganz kurz zum Knutschen nach Hause, dann zu Aldi Pfandflaschen wegbringen und Abendessen und neue Selter kaufen, bevor es dann Zeit wurde, den Weg nach Kiel einzuschlagen. Die Fahrt war ereignislos, um kurz vor fünf war ich da. Auf dem Weg vom Park- zum Funkhaus reichte es noch für eine Bratwurst im Brötchen und um 16.55 Uhr saß ich am Kieler Schreibtisch. Die Aufgabe: Nachrichten-Support. Beiträge von Korrespondenten auf eine unserem Format entsprechende Länge bringen, Ticker im Auge behalten, Kurz-Rechecheren, eben alles, wofür die Nachrichtenredakteurin keine Zeit hat.
Viel los war nicht, das war regelrecht entspannt und so verfolgten wir die Taufe der „Mein Schiff 4“ halb vom Funkhausfenster, halb am Fernseher. Parallel entspann sich auf Twitter eine Diskussion darüber, dass ich in meinem Podcast einmal sehr spannend über einen Eintopf erzählt hätte und wie unterschätzt der Eintopf so als Gericht doch sei. Auf meine halb-ernst gemeinte Anmerkung, dass ich dann ja wohl bald eine Eintopf-Spezialfolge produzieren müsste, ging’s erst richtig los und wenn ich den Überblick nicht verloren habe, produzieren wir bald eine Eintopf-Crossover-Folge mit Proton, vor hundert, DamalsTM, dem Hobbykochpodcast und mir. Da bin ich ja selber gespannt drauf…
So um und bei 20.00 Uhr ein längliches Telefonat zu der Anfrage von Vormittags, ob denn bei der Veranstaltung Montagnachmittag in Brunsbüttel eine Bombe platzt. Die Ansprechpartnerin brauchte 27 Minuten dafür, um zu sagen „Nein, das ist eine Diskussionsveranstaltung“.
Gegen 20.30 Uhr erreichte uns die Meldung, dass Torsten Albig und seine Finanzministerin Monika Heinold bei Merkel und Schäuble um Finanzhilfen gebeten haben, mit denen das Land die Flüchtlingspolitik finanzieren kann. Aus eigener Kraft schafft Schleswig-Holstein das nämlich nicht, wenn man die Schuldenbremse und die Zahl von vermutlich 15.000 Flüchtlingen in diesem Jahr im Blick behält. Zumindest nicht, ohne an anderer Stelle zu sparen. Eine Exklusiv-Story des SHZ, die via Medieninfo verbreitet wurde. Der Regierungssprecher war zwar nicht eben begeistert, dass ich ihn um diese Uhrzeit noch anrief, aber eine Bestätigung dafür brauchen wir ja schon. Um 21 Uhr lief das als Meldung und um 22 Uhr als kurzer Bericht in den Nachrichten der Welle Nord, außerdem habe ich auch noch einen Bericht über die Schiffstaufe vor dem Studiofenster hinbekommen. Polizeirundruf, Übergabe für morgen schreiben, Feierabend.
Auf dem Weg raus fiel mir siedendheiß ein, dass das Parkhaus um 22.00 Uhr schließen sollte. Normalerweise parke ich dort nicht, aber die Zufahrt zum NDR-Parkplatz war wegen der Schiffstaufe gesperrt und so hatte ich keine Wahl. Der Schock währte aber nur kurz: ich konnte immer noch raus fahren, nur rein kommt man ab 22.00 nicht mehr.
Die Rückfahrt nach Heide war ereignislos, Auto abstellen, Fahrtenbuch ausfüllen, Kram ins Büro tragen, abschließen und auf dem Heimweg noch etwas Medienkuh hören. Zu Hause noch kurz mit dem Hund raus und dann kam auch schon die Herzdame von einem Konzert zurück, das war wohl sehr schön und sie erzählte, dass sie heute Nachmittag zufällig mitgehört hat, wie sich die Nachbarin das Maul über den Zustand unseres Gartens zerriss. Ihr Gatte war nämlich zu uns rübergekommen, um von unserer Seite aus den Efeu an der Palisade zu deren Garten zu schneiden. Und weil er das wohl alleine nicht so recht hinbekommt, steht sie dabei immer im eigenen Garten auf einem kleinen Tritt und gibt ihm über den Zaun hinweg Anweisungen. Dabei zu erzählen, dass unser Garten ja wohl wie ein Schlachtfeld aussieht und vermutlich nie wieder hinzukriegen sei (was Unsinn ist) – kann man machen. Dann sollte man aber darauf achten, dass das Schlafzimmerfenster des anderen Gartenbesitzers nicht offen und man selbst bestens zu hören ist. Das jedenfalls erzählte die Herzdame immer noch sichtlich erbost, denn Frau Nebenan hatte wohl auch noch erwähnt, sie habe gelesen, dass ein verlotterter Garten ein Kündigungsgrund sein könne. „Dann soll sie doch kündigen und umziehen“, sagte ich. Wir lachten und danach, gegen 0.30 Uhr, war für mich endgültig Bettzeit.