Ich bin kein besonderer Sachenmensch. Ich habe verhältnismäßig viel Kram und Gedöns, aber an nur wenigen Dingen hänge ich wirklich. Eines dieser Dinge, die mir sehr am Herzen liegen, hat uns gestern Abend für immer verlassen. Mein Fernseher ist eindeutig das älteste Stück Technik in meinem Besitz. Ich erzähle die Geschichte dieses Geräts oft und gern: Es ist eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen, dass Papa eben jenes Gerät vom Wohnzimmer meiner Großeltern ins Gästezimmer schaffte. Der musste weg, weil Oma und Opa gerne Teletext haben wollten (was damals gerade neu war) und wohl auch weil es neue Kabelkanäle gab, die mit diesem Museumsstück so ohne weiteres nicht mehr empfangbar waren.
Nach einigen Jahrzehnten, in denen das Ding nur sporadisch eingesetzt wurde, wenn Oma keine Lust auf Fußball hatte oder mein Bruder und ich tagelang nonstop Zeichentrickfilme guckten, hieß es plötzlich „Das Ding ist kaputt, das kommt jetzt endlich mal weg“. Wie sich herausstellte, war nur ein Stecker lose. Aber der neue Fernseher war nun mal schon bestellt und so geriet der Fernseher in meinen Besitz. Das war 2004. Nun ist das Gerät wie gesagt schon älteren Baujahrs. Teletext gibt es nicht, es empfängt nicht alle Kabelkanäle und Scart war damals auch noch nicht erfunden. Man muss also einige Rückschläge einstecken oder eben basteln. In meinem Fall musste ein defekter Videorecorder herhalten durch den das Signal von DVD-Player und Kabeldose geschleift wurden.
Jetzt, gut und gerne acht Jahre später heißt es nun Abschied nehmen von Jörn Schaars feinem Fernseher. In den letzten Tagen hatte sich ein deutlicher Fehler der Bildröhre bemerkbar gemacht und ausgerechnet zum Beginn der gestrigen Ausgabe des Dschungel-Camps blieb der Bildschirm schwarz. Es war wohl Schicksal, dass ich nicht zugegen war in dieser schweren Stunde und so war es an der Herzdame, mir gegen 22 Uhr 20 die schwere Nachricht zu überbringen.
Das ist er. Aufwändig und mit viel Hingabe von der Herzdame für unsere „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“-Rudelguck-Events dekoriert. 33 Kilogramm reine, dampfgetriebene Power. Verbrauch: 2,7 kW. Im Standby. Die Herstellerfirma, Fisher, ist nach meinen Recherchen pleite gegangen bevor das Internet erfunden wurde.
In den acht Jahren, die der Fernseher und ich gemeinsam hatten, hat er drei Umzüge mitgemacht. Vom dritten in den vierten und schließlich in den ersten Stock. Ich erwähne das gesondert, weil dieser Fernseher ein echter Brocken ist. Saumäßig schwer und zu groß um ihn komfortabel allein tragen zu können. Allerdings auch einen Tick zu klein, um ihn zu zweit bewegen zu können. Nun werde ich ihn ein letztes Mal aus der Wohnung wuchten. Mir ein letztes Mal das Kreuz daran verbiegen, Jörn Schaars feinen Fernseher von seinem Fernsehschrank zu heben. Tja und dann muss Jörn Schaars feiner Fernseher seine letzte Fahrt antreten: Die zum Wertstoffhof nämlich, wo er eine würdevolle letzte Ruhestätte finden soll.
Mach’s gut, alter Freund!
R.I.P.!
Danke.
Auch wenn der Fernseher und ich uns nie persönlich begegnet sind, hat mich die Nachricht heute morgen doch unvorbereitet getroffen. Ich dachte ernsthaft, du wohnst im Dachgeschoss.
So ist das mit überraschenden Nachrichten. Man rechnet nicht damit und auf einmal – bumm!
Mein Beileid!
(Auf dem untersten Bild vermisse ich Blumengebinde mit „Für immer in unseren Herzen“-Schleifen)
😉
Die trage ich in meinem Herzen.
Ich habe noch nie einen so schönen Nachruf auf einen Fernseher gelesen… 🙂
Sei Dir meiner Anteilnahme sicher. Ich wünsche Dir viel Kraft und dass die neue Technik die Lücke füllen möge.
Danke, das bedeutet mir viel.