Nach dem dritten Barcamp Kiel, meinem zweiten, habe ich mir ein wenig Zeit gelassen mit meinem Fazit. Das hat einerseits mit meinem neuen Job zu tun und der Fahrerei von Kiel nach Heide, andererseits wollte ich die Eindrücke ein wenig sacken lassen.
Erster Gedanke: Voll supere Veranstaltung. Eintritt frei, soweit ich das beurteilen konnte weitestgehend stabiles WLAN, kostenlose Shirts, sowie Frühstück und Mittagessen auf Kosten der Veranstalter – you had me at „Hello“.
Dass es jetzt schon seit drei Jahren klappt, in Kiel ein Barcamp dieser Qualität aufzuziehen und dabei immer wieder so hochwertige und wichtige Sponsoren wie das Wissenschaftszentrum, Kielnet oder Addix an Bord zu holen, verdient einigen Respekt. Der ganze Rest kommt buchstäblich von allein: Das Leben bringen die Teilnehmer rein. Der Nerdfaktor ist erfrischend hoch, die Sessions waren breit gefächert und die Stimmung untereinander (soweit ich das mitbekommen habe) sehr angenehm mit einer fast immer sehr disziplinierten Diskussionskultur. Das zumindest gilt für die wenigen Sessions, die ich gesehen habe und über weite Strecken auch für meine eigene kleine Session zum Thema „Schreibblockade im Blog“. Ich bin ziemlich sicher, dass ich auch im nächsten Jahr wieder ein Thema anbieten werde, denn das lief – von gelegentlichen Ausflügen in die Gruppentherapie mal abgesehen 🙂 – grundsätzlich sehr gut. Ich jedenfalls war zufrieden mit dem Verlauf, zumal wenn man bedenkt dass ich sowas vorher noch nie gemacht hatte.
Mein persönlicher Kritikpunkt war die Vorstellungsrunde: Das war einfach zu lang. Im Vorwege hatte noch mal jemand die acht Dogmen eines Barcamps gebloggt und dabei auch darauf hingewiesen, dass eine Vorstellungsrund aller Teilnehmer bei kleinen Barcamps bis 250 Teilnehmer ein zwingendes Muss sei. Angeblich funktioniere es sonst nicht so gut. Halte ich für kolossalen Quatsch. Wie diese Menschen alle heißen und wie viele von ihnen „was mit SEO“ machen, ist meines Erachtens für 90% der Teilnehmer irrelevant. Vom Gelingen des Barcamps an sich mal ganz abgesehen. Selbst wenn der unwahrscheinliche Fall eintritt, dass man im Tagesverlauf mit jedem der 250 Teilnehmer einmal in einer Session sitzt, dann interessiert mich bestenfalls der Name desjenigen der vorne sitzt oder steht. Ob der Mensch neben mir Klaus, Anne oder Horst-Bärbel heißt, ist höchstwahrscheinlich unnötige Information. Insofern ist eine Vorstellungsrunde von einer Stunde Dauer (und mit einem nur teilweise funktionierenden Funkmikrofon) eher lästig als hilfreich. Zumal wenn die Vorstellungsrunde gleich mit der Sessionplanung verknüpft wird.
Nachdem Steffen ja schon reichlich Selbstkritik geübt hat, bin ich sicher, dass ich mir darüber im nächsten Jahr keine Sorgen machen muss. Vielleicht – und das hängt in allererster Linie vom neuen Job ab – schaffe ich es ja sogar, meine bescheidenen Talente in die Organisationswaagschale zu werfen. Denn nur kritisieren ist ja auch nix. Es war auch in diesem Jahr mehr als nett beim Kieler Barcamp, die Leute sind fast alle sehr angenehm und ich werde mich sehr anstrengen auch in 2013 wieder am Start zu sein. Mal gucken wie es dann wird.
P.S.: Und genau jetzt, verehrter @radirks, gucke ich meine Überschrift zum Blogpost zum ersten Mal seit fast einer Stunde an und bin zufrieden. 🙂