Es hatte irgendwie so kommen müssen: Bei meiner Anreise zur diesjährigen re:publica war ich viel zu gut im Zeitplan. Koffer packen, alle Tickets doppelchecken, reisefein machen – all das hat so gut geklappt, dass ich sogar noch gemütlich am Kieler Hauptbahnhof eine Currywurst-Pommes Schranke essen und Nachtisch kaufen konnte und trotzdem 20 Minuten zu früh im Zug saß.
Ich hätte es kommen sehen müssen.
Weil eine Bahnfahrt so entspannt nicht über die Bühne gehen darf, fiel erstmal der Zug aus. Wegen einer Störung mit der Türsteuerung konnte der Zug nicht losfahren und so bat man uns rund eine Stunde nach der planmäßigen Abfahrt in einen bereitstehenden Regional Express.
Ich bin sonst schnell ungehalten, wenn bei einer Bahnfahrt irgendwas nicht klappt und ich deshalb meinen Anschluss verpasse oder (m)einen Zeitplan nicht einhalten kann. Diesmal jedoch nicht, weil ich ja mit Absicht schon über einen Tag früher als notwendig nach Berlin reiste. Außerdem hatte ich mich via Smartphone und der DB Navigator-App versichert, dass von Hamburg nach Berlin stündlich Züge fahren. Kein Grund also zur Beunruhigung für mich und entsprechend entspannt bezog ich einen Platz im Regionalzug.
Um 15.06 Uhr dann die Offenbarung in Hamburg: Das Karma hat mich mit einer Fahrt im Luxus-ICE „Metropolitan“ der Deutschen Bahn belohnt!
Natürlich hält der Metropolitan technisch nicht mit den neuen ICE-Zügen mit. Es gibt keinen Mobilfunk-Repeater, weshalb der Empfang an Bord noch schlechter ist als sonst. Es gibt auch keine Steckdosen an Bord, weil der Zug halt Baujahr 1999 ist und man damals noch nicht so viele Steckdosen brauchte. Neigetechnik hat das gute Stück auch noch nicht, was die Fahrt gelegentlich etwas ruppig macht.
Ausgesprochen witziger Nebeneffekt: Weil es im ganzen Zug keinen Ausstattungsunterschied zwischen erster und zweiter Klasse gibt, stehen sehr viele Menschen zwischen den Abteilen. Ist mir zuerst auch so gegangen: Ich habe die zweite Klasse für die erste gehalten. Wenn man das aber erst mal erfahren hat, dann reist man im metropolitan sehr weltmännisch. 🙂
Stiller Gruß übrigens an die ältere Dame, deren Koffer Wohnzimmerschrank ich ins Gepäckfach wuchtete! Sie hat leider die Ironie nicht verstanden, als sie fragte ob ich zufällig auch bis Berlin führe und ob ich ihr dort angekommen wieder behilflich sein könne. Ich antwortete nämlich, dass es mir eine Freude sei, vom ersten wieder in den letzten Wagen zu kommen, um genau das zu tun. Sie hat sehr enthusiastisch dafür bedankt und ich hoffe, dass sie jetzt nicht doch auf mich gewartet hat.
Sie steht sicherlich noch jetzt da, ist inzwischen zweimal von Berlin nach Hamburg und zurückgefahren und wartet noch immer auf den netten jungen Mann, der versprochen hat, ganz bestimmt wiederzukommen und ihr mit dem Gepäck behilflich zu sein.
😀 Kann gut sein.