Gelesen: Keine Angst (Schätzing)

Auf meiner letzten Bahnreise habe ich mich durch Frank Schätzings „Keine Angst“  durchgearbeitet. Ein Buch voller Kurzgeschichten, das man durchaus in drei bis dreieinhalb Stunden durch hat.

Das Beste an diesem Buch ist tatsächlich das Vorwort, in dem Schätzing erlärt, wie die Geschichten entstanden sind. Den geneigten Leser erwartet demnach eine Sammlung von teils ernsten, teils spaßigen/absurden, teils „spannenden“ Geschichten, die sich aus verworfenen Ideen entwickelt haben.

Jetzt kann man ja prinzipiell zu Kurzgeschichten stehen wie man will. Angesichts von „Keine Angst “ wage ich die These, dass Kurzgeschichten von Frank Schätzing grundsätzlich nicht funktionieren. Er hat ja die lobenswerte Eigenschaft, seinen Geschichten immer noch so einen besonderen Dreh mitzugeben, bei dem man als Leser denkt „Donnerwetter, darauf wäre ich jetzt nicht gekommen.“ Bei den Kurzgeschichten bereitet genau das aber Probleme: 1. ist in der Kurzgeschichte einfach nicht genug Platz, die Wendung der Geschichte vorzubereiten, was die Wendung vorhersehbar werden lässt. 2. enttarnt die Tatsache, dass JEDE Geschichte eine unerwartete Wendung nimmt, die wenigen nicht so ganz vorhersehbaren Wendungen schon aus 100 m Entfernung. („Da kommt doch gleich eh noch irgendwas.“)

Tja, und dann war da noch die absurde Variante. Die Figuren treten in den Dialog mit dem Autor und beschweren sich darüber, dass ständig alles mit einem lauten „Wuuusch!“ über den Haufen geworfen wird. Letztlich stellt sich heraus, dass der Leser beim umblättern ein heilloses Chaos verursacht usw. usf.
Wie bereits erwähnt, war ich mit dem Buch nach knapp dreieinhalb Stunden durch, was sicher auch an der Größe der Buchstaben und der Zeilenabstände liegen mag. Nach „Lautlos„, „Die dunkle Seite“ und „Der Schwarm“ (und nicht zuletzt nach dessen sensationellem Nachfolger „Nachrichten aus einem unbekannten Universum„!) wirken Bücher wie dieses nur wie der Versuch, aus alten Sachen auch noch den letzten Cent herauszuquetschen. Schade eigentlich, denn unter diesen Voraussetzungen werde ich mir „Mordshunger“ wohl doch lieber sparen…