Twitterer kopiert alten Kettenbrief-Hoax

Der ein oder andere wird sich an die Zeit erinnern, als das Internet noch mehr oder weniger in den Kinderschuhen steckte. Es gab einige wenige Leute, die vorher schon im Usenet waren und ein bisschen mehr wussten, als die meisten anderen. Aber über einen Zeitraum von einigen Jahren gab es sozusagen eine Welle von Internet-Neulingen, Menschen die das Netz und seine Möglichkeiten entdeckten und davon begeistert waren. Nichts schien unmöglich, auf nahezu jede Frage gab und gibt es eine Antwort und die schier unglaublichsten Dinge wurden im Netz realisiert. Damals saß man teilweise mit offenem Mund vor dem Computer und dachte „SOWAS gibt es? Unglaublich.“ – ich gebe gern zu, dass mir das gelegentlich heute noch so geht und das ist auch sehr, sehr super so.

Das war damals auch die Zeit in der Kettenbriefe durch’s Internet geisterten. Darin wurde um Knochenmarkspenden für ein krankes Mädchen, Beileidsbekundungen für einen jungen dessen Hund überfahren worden war und um eine Körpertransplantation für den kleinen Billy Evans, der nur einen Kopf hat und einen Leinensack als Körper.

Letzteres war natürlich nur eine Satire, ein fiktionaler Text, der die meisten Kettenbriefe auf die Schippe nehmen sollte, die damals so im Umlauf waren: Rührseliger Text kombiniert mit einer vergleichsweise leicht zu erfüllenden Aufgabe, mit der man vermeintlich großes bewirken kann. Ungefähr so:

I hope you will help me. You can help me if you forward this e-mail. Dr. Johansen said if you forward this e-mail then Bill Gates will team up with AOL and do a survey with NASA. Then the astronauts will collect prayers from school children all over America and take them up to space so that the angels can hear them better.

Ähnliches gab es natürlich auch in der ernsthaften Variante. Darin kam meist mehrfach der Hinweis „Das ist wirklich kein Scherz“ vor und selbstredend wurde auch „meine Freundin“ bemüht, „die Anwältin ist und sie sagt Microsoft ist dazu verpflichtet“ für jede Weiterleitung der betreffenden Email, einen ordentlichen Betrag an den jeweils weiterleitenden zu schicken.

Soviel zur Vorgeschichte. Ende letzter Woche hatte ich mehrfach diesen Tweet in meiner Twittertimeline:

Und ich dachte so „Jetzt geht dieser Kettenbrief-Mist also auch auf Twitter los.“ Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber ganz offensichtlich hat dieser Typ namens Paul Karfasis seine Ankündigung wahr gemacht:

In seinem Blog schreibt Karfasis:

I hadn’t defined a time limit, but bedtime seemed like a fair time to cap things off, so I did. Before heading to sleep, I filled out the donation form and put it in an envelope along with a check for $1213. Over twelve hundred bucks and tens of thousands of new potential supporters – not bad for 140 characters.

The envelope
I’m sure only a canceled check will convince the doubters. If that.

Eine schöne Geschichte. Und alles begann mit einem blöden Kettenbrief in den späten 90er Jahren…