Unter Bürokraten (3)

Es ist schon eine Weile her und ich hatte die Geschichte schon fast vergessen: Auf meinem DGV-Mitgliedsausweis ist ein falsches Handicap eingetragen. Dazu hatte ich im Oktober diverse Telefonate einerseits mit meinem Heimatclub und andererseits mit dem Club bei dem ich mich in grauer Vorzeit unterspielt habe. Heute (!) kam dann endlich der DGV-Ausweis für 2012, denn die feinen Herrschaften hatten meine neue Adresse noch nicht. Kann ja mal passieren, nach diversen Telefonaten und dem schriftlichen Hinweis. Was anderes hatten sie scheinbar auch nicht:

Mein DGV-Ausweis 2012 mit Handicap 53 statt 46.

Als Handicap sollte eigentlich 46 sein. Jetzt könnte der geneigte Leser anmerken, dass der Unterschied zwischen Handicap 46 und 53 eher marginal ist, mich diese Unterspielung immer noch nicht über den Status eines Rabbit hinausbringt und dass ich mit meiner Aufregung darum ja wohl der größte Bürokrat von allen sei.

Falsch!

Es geht mir wie schon so oft beschrieben beim Golfen nicht um eine wie auch immer geartete Handicap-Jagd. Golf ist, wie uns Bagger Vance immer wieder erzählt, ein Spiel, das man nur spielen kann, aber niemals gewinnen. Und die wichtigste Regel bei diesem Spiel lautet: „Play the ball as it lies. Play the course as you find it. And if you can’t do either, do what is fair. (..)“

Es geht mir um Fairness. Mit Handicap 53 darf ich 17 Schläge mehr brauchen, als jemand der Handicap 0 spielt. Also 3 an jedem Loch und am leichtesten nur 2. Mit Handicap 46 sind es rechnerisch nur noch 2,5 Schläge mehr an jedem Loch. Mit Handicap 53 erhalte ich also einen Vorteil, der mir nicht zusteht und das möchte ich nicht.

Nun könnte der geneigte Leser sagen: „Ich habe Deine ganzen Tweets und Blogeinträge zum Thema ‚Golf‘ der letzten 18 Monate gelesen und mir fällt auf, dass Du offensichtlich Handicap 86 spielen könntest und es Dir nichts bringen würde.“

Stimmt ja auch, mein Spiel ist wahnsinnig unterirdisch. Aber ich möchte mir trotzdem diesen Vorteil nicht ergaunern. Das ist genau so wie diese Idioten mit denen man gelegentlich spielt, die 5 Minuten im Rough nach einem Ball stochern (dabei hilft man natürlich als Flightpartner) und auf dem Weg zurück zur Roughkante dann doch noch ihren Ball wiederfinden. In idealer Lage für einen Rettungsschlag oben auf einem Grasbüschel. An der Stelle, an der der Flightpartner noch vor wenigen Sekunden gesucht hat. Klar vermeidet man mit so einer Schummelei einen Strafschlag, was möglicherweise den Einzug in die Pufferzone bedeuten könnte.

Aber das ist doch die reinstmögliche Form von Selbstbetrug, die man betreiben kann. Was nützt es so jemandem, allen erzählen zu können, was er für einen Sensationsschlag aus dem Rough direkt auf’s Grün geschafft hat, wenn mindestens zwei Flightpartner genau wissen, wie dieser Schlag zu Stande gekommen ist? Mein Fall ist sowas nicht, ich habe kein Problem damit, auf der Runde oder im Turnier völlig unterzugehen und auf der Ergebnisliste an letzter Position zu stehen. Weil ich weiß, dass ich mich nicht durchgeschummelt habe und weil ich regelkonform gespielt habe.

„Do what is fair.“

Ich werde mich also auch in diesem Jahr darum bemühen, dass mein Stammblatt aktualisiert wird. Auch wenn ich seitdem niemals wieder wie Handicap 46 gespielt habe, will ich doch dass die richtige Zahl auf meinem Ausweis steht.

2 comments on Unter Bürokraten (3)

  1. Himmel, was ist denn das für ein Saftladen, bei dem Du da bist?
    Das Handicap Plastikkärtchen hat natürlich die Halbwertszeit eines frischen Rotbarschs, aber wenn die das nicht mal im Computer hinkriege, daß Du Dir mal eben schnell Dein Stammblatt ausdrucken kannst, wenn Du woanders spielen willst … echt, das ist doch keine Raketenphysik!?

    1. Das Problem liegt eigentlich eher darin, dass das Stammblatt nach wie vor sagt „Hcp 53“. Ich habe allerdings nach der Unterspielung den Club gewechselt und dabei scheint das untergegangen zu sein. Ich habe nach wie vor den Club in Verdacht bei dem ich mich seinerzeit unterspielt habe, die müssen da was verbaselt haben, anders kann ich es mir nicht mehr erklären. Und dann reden wir ja auch immer noch von einer Fernmitgliedschaft, bei der man offenbar nicht besonders viel erwarten darf.

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