Wie ich einmal auf der Autobahn Angst hatte

Dieser Artikel aus meiner „Erinnerungen„-Serie erzählt die Geschichte meines bis dato liebsten Autos, das mich auch nach dieser Episode noch monatelang begleitet hat und mit dem ich in einem Jahr 40.000 km fuhr.

Jahrelang fuhr ich Fiat Panda. Den ersten habe ich für 50 Mark von einem Bekannten gekauft kurz nachdem ich den Führerschein gemacht habe, der zweite für stolze 150 Mark hielt nicht sonderlich lange und der dritte trug mich im Jahr 2002 lockere 40.000 km weit.

Damals habe ich in Eichstätt gewohnt und in Nürnberg gearbeitet. Da ich fast ausschließlich die Morningshow moderierte, musste ich morgens gegen fünf im Sender sein. Ich fuhr also gegen kurz vor vier in Eichstädt los und ärgerte mich mit den Zicken herum, mit der sich jeder Panda-Fahrer herumschlagen muss:

  • Maximal 130 auf abschüssiger Strecke, mit Rückenwind, Heimweh und der Polizei im Rücken
  • schlecht funktionierende Heizung
  • im Winter durchaus auch mal Frost an der Innenseite der Windschutzscheibe
  • usw. usf.

Nachdem der Wagen schon morgens schon schwer ansprang (ein beliebtes Problem im Winter), hielt ich noch kurz an der Tanke und – tadaaaa – der Wagen sprang gar nicht mehr an. Zum Glück war ein ADAC-Mann in der Nähe, der mir weismachte erklärte, dass bei „diesen Autos“ der Vergaser gerne mal einfriert. Er schleppte mich an und die wilde Reise ging los. Musik laut, wieder rauf auf der Autobahn und ab zur Arbeit.

Ich war so gut gelaunt, wie man morgens um vier in einem Auto ohne nennenswerte Heizung nur sein kann. Und wunderte mich erst vergleichsweise spät darüber, dass sowohl die Tachobeleuchtung, als auch das Fernlicht und sogar die Lautstärke des Radios eher gering waren. Und während ich mich noch wunderte, blitzte es.

Nun wissen Pandafahrer ja zur Genüge, dass sie recht selten geblitzt werden. Ein Gewitter war auch nirgends angesagt oder in Sichtweite und abgesehen davon, blitzen Gewitter ja für gewöhnlich über und nicht unter dem Auto.

UNTER??? Was zum Teufel???

Weil es schon wieder blitzte und ich nun auf einmal gar nichts mehr aus dem Radio hörte oder gar nach vorne sehen konnte, schaltete ich das Warnblinklicht ein. Pandafahrer wissen auch in völliger Dunkelheit, wo der Schalter dafür ist.

Nichts passierte und ich fuhr weiter mit ca. 100 in einem schwarzen Fiat Panda morgens um vier auf der A9 München Richtung Nürnberg. Eine vergleichsweise verzwickte Situation.

Im Halbdunkel erkannte ich das Schild einer Autobahnausfahrt, fackelte nicht lange und fuhr von der Autobahn runter. In dem Moment, als ich abbog blitzte es schon wieder, ich trat die Kupplung und war auf einmal geblendet von meinem Fernlicht und zu Tode erschrocken vom auf voller Lautstärke dröhnenden Autoradio.

Erklären konnte ich mir das nicht, wichtig war nur von der Autobahn runter zu kommen. Glücklicherweise war gleich nach der Autobahnausfahrt ein Pendlerparkplatz auf dem sich gelegentlich zeigefreudige Paare mit Spannern verabreden, um sich von denen beim Vögeln zusehen zu lassen Berufspendler mit Kollegen treffen, um Fahrgemeinschaften zu bilden. Glücklicherweise fuhr dort außerdem ein Polizeiwagen herum.

Nachdem die kinetische Energie des Ausrollens nicht mehr ausreichte, damit ich mit Beleuchtung und Sound auf den Parkplatz kam, fuhr ich also unbeleuchtet auf den Parkplatz, stieg aus und bedeutete den Polizisten anzuhalten. Folgendes Gespräch kam dabei zustande:

Ich: „Guten Morgen, an meinem Auto stimmt irgendwas nicht. Die Elektrik funktioniert nur, weil ich die Kupplung trete.“
Polizist: „Hm, dann fahren Sie am Besten in den nächsten Ort, die VW-Werkstatt dort macht zwar erst um acht auf, aber dann müssen Sie eben warten.“
Ich: „Aber wie soll ich denn da hin kommen, so ganz ohne Beleuchtung und alles?“
Polizist: „Och, das ist ganz einfach: Sie biegen hier am Parkplatz rechts ab und dann so sieben, acht Kilometer geradeaus. Die Werkstatt ist dann auf der rechten Seite.“

Sprach’s und bog links ab.

Die folgenden Stunden verbrachte ich mit einer Zeitung in meinem eiskalten Auto und danach in den Räumen der Werkstatt, wo ich dem Auszubildenen dabei zusah, wie er bei der Fehlersuche erst irgendein Werkzeug abbrach und danach das kaputte Massekabel wieder an der Karosserie befestigte.

Die Sendung übernahm eine Kollegin, die ich gegen fünf aus dem Bett klingelte – ich wollte danach nur möglichst schnell wieder ins Bett.

2 comments on Wie ich einmal auf der Autobahn Angst hatte

  1. Eine wirklich blöde Situation. Am Autobahnrand stehen bleiben ohne Warnblinker wäre vermutlich genauso gefährlich gewesen wie vorsichtig bis zur nächsten Ausfahrt fahren.

    Die Reaktion des Polizisten ist übrigens köstlich 😀

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