Heute ist wieder „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“-Tag, was genau das ist und wer dabei noch so alles mitschreibt, lesen Sie bei Frau Bruellen.
Mein Tag ging um 6.30 Uhr los, wie immer – auf der Waage. Reden wir nicht drüber. Das Frühstück eher schmal, denn ich hatte in den vergangenen 10 Tagen irgendwie immer erst nach Ladenschluss Feierabend. Also zwang mich der Hunger noch zum Bäcker; es ist ja ohnehin Mettwoch, also bitte. Im Büro eher Sparflamme: Wir sind zu zweit; weil Urlaubszeit ist, hat sich die halbe sonstige Insassenschaft absentiert. Das Tagesgeschäft ist übersichtlich: Für den Nachmittag ein regionaler Nachrichtenschwerpunkt zum 30-jährigen Bestehen der Seehundstation in Friedrichskoog, zu dem nur noch der Text fehlt und der Beitrag über die Top-Schleswig-Holsteinerin aus Großenrade, Else Seestädt (Direktlink zum MP3 des Beitrags).
Am späten Vormittag komme ich endlich dazu, mich um Letzteres zu kümmern. Erstmal das Material sichten und grob vorschneiden – alles in allem 20 Minuten Rohmaterial, Vieles wandert sofort in die Tonne, die Highlights summieren sich mit meinen Zwischentexten auf stattliche sieben Minuten, aber auf dem geplanten Sendeplatz habe ich nur knapp vier. Ich entschließe mich, darüber erst nach der Mittagspause nachzudenken und gehe in die Stadt.
In einem meiner Stamm-Mittagstisch-Lokale gibt es heute falschen Hasen mit Erbsen und Kartoffeln. Hatte ich soweit ich mich erinnere noch nie, das ist also ein Selbstgänger. Die Preise haben sie dort leicht angezogen und ich bin noch nicht sicher, ob das an gestiegenen Kosten oder der Tourismus-Hauptsaison liegt. Aber ich will ja ohnehin nicht am Essen sparen und Geschmack und Portionsgröße rechtfertigen den Preis in meinen Augen.
Zurück im Büro streiche ich den Beitrag auf immer noch gut über vier Minuten zusammen, ändere den Text und lasse bei einigen O-Tönen Pausen und Gedöns weg, das eigentlich für Atmosphäre sorgt, aber strenggenommen nur Zeit kostet. Am Ende bin ich unter vier Minuten, der abnehmende Redakteur ist zufrieden und ich bin es auch. Lang ist der Tag jetzt nicht mehr, nur noch ein klein wenig Vorarbeit für morgen und dann verabschiede ich mich in den Feierabend. Kurzer Abstecher noch zum Optiker: Ich brauche eine neue Sonnenbrille – die alte ist zwar noch gut, aber leider weg. Irgendwo verbummelt und langsam habe ich keine Lust mehr zu suchen. Vermutlich taucht sie wieder auf, sobald die neue Sonnenbrille am Start ist, dann habe ich eben zwei und die Chance, dass ich wieder eine verliere, sinkt um 50%. Oder so ähnlich. Der Optiker lockt mit Sonnenbrillen in Sehstärke ab 19 Euro, dann kriegt man aber auch das 80er-Jahre-Karla-Kolumna-Gedächtnis-Gestell und Basis-Gläser. Einen Polarisationsfilter sollen meine Gläser allerdings schon haben und ein bisschen schick hätte ich es auch gern. Letzteres werde ich morgen mit der Herzdame entscheiden und die Mehrkosten für den Pol-Filter nehme ich in Kauf.
Auf dem Weg nach Hause höre ich den Rest der aktuellen Puerto Patida-Folge und fühle mich ebenso großartig unterhalten wie der Lösung des Qualifikationsrätsels näher als jemals zuvor. Stimmt nur leider nicht und es wird noch bis kurz vor Mitternacht dauern, bis mir die richtige Lösung wie Schuppen von den Augen fällt. Außerdem treffe ich die Herzdame, die mit dem Hund Gassi geht und anregt, wir könnten ja in der Autowerkstatt vorbeigehen und gucken, ob unser Auto schon repariert ist. Ist es. Neue Bremsen für 360 Euro reißen im Augenblick zum Glück kein besonders großes Loch in die Kriegskasse und abgesehen davon gibt es bei Reparaturen an den Bremsen ohnehin keine Diskussion für mich, das muss gemacht werden und Punkt.
Kaum zu Hause kommt Besuch. Wir wollen auf der Terrasse sitzen, grillen und trinken. Dazu muss ich allerdings noch ein klein wenig einkaufen, was dank des frisch reparierten Autos erstaunlich schnell von der Hand geht. Bevor wir den Grill anfeuern, fahren wir noch mal kurz zum Deich und dort gerade spät genug wieder weg, um nicht mehr im Hofladen einkaufen zu können. Weil der Bioladen auch schon zu hat und ich keine Lust auf Discounterfleisch habe, entscheiden wir uns dazu, essen zu gehen. Denn auch im clever ausgewählten Restaurant kann man auf der Terrasse sitzen, Gegrilltes essen und Gekühltes trinken. Machen wir dann auch, für mich gibt’s einen Big Kahuna-Burger mit Süßkartoffelpommes und einem Cocktail, der ein etwas aufdringliches Hustensaftaroma entwickelt, aber trotzdem nicht unlecker ist.
Zurück zu Hause lasse ich die Mädels in Ruhe Sachen besprechen und widme mich der Küche. Da muss dringend mal wieder aufgeräumt und abgewaschen werden und genau dafür habe ich ja erst kürzlich diesen supercoolen Bluetooth-Lautsprecher erworben. Mit dem kann ich jetzt Podcast (hier: die aktuelle Folge von „No such thing as a fish„) anhören, während das Handy aufläd und mich trotzdem frei in der Küche bewegen. Komplett neues Lebensgefühl.
Der Abend klingt allmählich aus, gegen elf verzupfe ich mich ins Bett und morgen ist dann wieder ein neuer Tag.