Transparenzhinweis: Die Firma Grillson GmbH hat mich und acht andere Blogger nach Hannover eingeladen. Das Unternehmen hat unsere Fahrtkosten übernommen und auch für Speisen und Getränke mussten wir nichts bezahlen. Das ändert aber nichts an der inhaltlichen Ausrichtung dieses Blogeintrags, es gab keine inhaltlichen Vorgaben dafür was wir schreiben sollen oder wie wir es tun. Eine redaktionelle Absprache gab es: Nämlich die Bitte, mit diesem Blogeintrag und der zugehörigen Podcast-Episode (Anzeige) zu warten, bis das aktuelle Modell und die Steuerungs-App marktreif und verfügbar sind.
Er wiegt um die 110 Kilo, sieht sehr stylisch aus, hebt die Diskussion um die richtige Befeuerung eines Grills auf ein ganz neues Level und ist vollgestopft mit Technik: Bob Grillson. „Grillson“ heißt die Firma, die das Ding in Hannover entwickelt und baut, „Bob“ ist der Name den der Designer dem Modell gegeben hat. Einen Tag lang konnte ich mich in der Grillson-Werkstatt von dem Teil überzeugen und ehrlich gesagt: Wer Bock auf Grillen und Spielkram hat, der will diesen Grill. Ich hatte mich im Vorfeld nicht über Bob Grillson informiert, weil ich mich ein bisschen überraschen lassen wollte. Natürlich war mir klar, dass das eine Werbeveranstaltung werden würde, deswegen habe ich sehr aufmerksam nach Schwachstellen gesucht. Einige Punkte, an denen man mehr oder weniger doll meckern könnte, habe ich gefunden, aber dazu später mehr.
Bob Grillson wird mit Holzpellets befeuert. Holzpellets. Jetzt ist die Diskussion um Gas oder Holzkohle zumindest in meiner Wahrnehmung langsam soweit abgeebbt, dass sich beide Lager zumindest akzeptieren und dann kommen die mit Holzpellets, wie gesagt, ein ganz neues Level der Diskussion. Die Pellets werden ausschließlich per Schwerkraft transportiert, bilden ein gut 3 cm hohes Glutbett und ein Gebläse pustet die brennenden Holzgase in den Grillraum. Dort sorgt ein so genannter „Diffusor“ dafür, dass sich die Hitze im Garraum ausbreitet. Mit Bob Grillson wird auf mindestens 2/3 der Grillfläche indirekt gegrillt, aber bei Temperaturen zwischen 80 und 450°. Zwei Thermometer überwachen die Temperatur im Garraum, die automatisch reguliert werden kann. Einen entsprechend großen Pelletbehälter vorausgesetzt, kann man also auch eine langwierige Low & Slow-Schweinerei angehen, ohne den Grill ständig beaufsichtigen zu müssen.
Das Unternehmen Grillson GmbH – das Apple des Grillens
Die Firma besteht seit 2009, der erste Prototyp hat im Oktober 2010 die elterliche Holzterrasse versaut. Die Entwicklung erfolgte nebenberuflich in einer klassischen Garagenfirma, aber von Anfang an mit einem eigenen Entwicklungsingenieur und einem externen Produktdesigner. Inhaber Dirk Luttermann und seine Frau Aika legen Wert auf technische Perfektion, große Innovation und gutes Design, weshalb sie von ihrer Firma auch gern als das „Apple des Grillens“ sprechen. Noch in 2010 wurde der erste Grill Händlern und Fachpublikum präsentiert. 2011 haben sie die automatische Zündung eingebaut, vorher musste man die erste Schicht Pellets mit Grillanzünder starten – das geht heute auch noch: Nämlich als Notbehelf, wenn die Technik mal ausfallen sollte. Seit 2012 hat der Grill eine automatische Temperaturregelung, seit 2013 hat die Grillson GmbH eine eigene Fertigungshalle und insgesamt 9 Mitarbeiter. Die Metallarbeiten werden in der Slowakei erledigt, die Gussroste und Ventile kommen aus China und die Steuerelektronik sowie die Pumpe aus Deutschland. In der Fertigungshalle in Hannover erfolgen Endmontage und Kalibrierung der Technik sowie der Versand. Im April 2014 kommt das Premiummodell auf den Markt und der Vertrieb wurde in Hannover gebündelt.
Hier mal ein paar Bilder vom Tag in der Firmenzentrale:
Weltneuheit
Die Premium-Variante dieses Hightech-Geräts kommt mit eingebautem Wifi-Adapter und zwei zusätzlichen Fleischthermometern daher. Der Grill kann entweder ein ad hoc-WLAN aufbauen oder sich als Client in ein bestehendes Netz einklinken. In einer App kann der Grillmeister dann einerseits alle relevanten Werte, wie zum Beispiel Garraumtemperatur, Kerntemperatur des Fleisches oder den Füllstand des Pelletbehälters abfragen. Andererseits kann man die Temperatur über die App regeln und sich über mehrere Faktoren benachrichtigen lassen: Garraumtemperatur erreicht, Grillzeit abgelaufen (Timerfunktion) und Kerntemperatur erreicht. Hier gibt es noch ein schlaues Feature, nämlich den „Ramping-Modus“. Sobald der Grill merkt, dass es auf die Kerntemperatur meines Fleisches zu geht, nimmt er langsam die Leistung zurück, um ein Übergaren zu verhindern. Die App-Steuerung kann in der App ein- und wieder ausgeschaltet werden, zusätzlich gibt es die Möglichkeit, manuell am Grill wieder die Kontrolle zu übernehmen.
Die Daten werden in der App alle fünf bis zehn Sekunden aktualisiert, zusammen mit der automatischen Temperaturkontrolle geht das nahezu als Echtzeit durch. Bislang steht die App nur für iOs zur Verfügung, für alle anderen Betriebssysteme liefert Bob Grillson eine Weboberfläche mit – er lässt sich also auch vom Notebook aus kontrollieren und steuern, wenn man gerade im Haus zu Gange ist. (Ich sehe mich gerade vor meinem geistigen Auge diese Weboberfläche während einer Vergrillung auf dem Fernseher aufrufen, damit ich alle relevanten Daten immer im Blick habe.)
Vorteile
Bob Grillson sieht nicht nur schick aus, er ist auch sehr hochwertig verarbeitet, durchdacht gestaltet und massiv gebaut. Die Steuerung ist – manuell oder per App – selbsterklärend und simpel. Den Pelletfüllstand hat man dank eines Sichtschlitzes im Behälter sehr gut im Blick, im Garraum steht kein einziges Schräubchen hervor; es gibt nur gerade, schräge Flächen, die mit der Pyrolysefunktion die Reinigung vermutlich zum Kinderspiel machen. Durch den großen Temperaturbereich ist Bob Grillson ein Gerät für alles und die Premium-Variante kitzelt meinen Nerd-Nerv mit ihrer Wifi-Funktionalität und den zusätzlichen Fleischthermometern. Ein ganz großer Vorteil ist meines Erachtens auch die modulare Bauweise: Die Steuerungselektronik lässt sich mit wenigen Handgriffen ausbauen und zur Wartung oder für Upgrades an den Hersteller schicken. So bleibt der Grill technisch auf dem neuesten Stand, ich muss mir nicht alle paar Jahre einen neuen kaufen.
Nachteile
Der Nachteil, der sofort ins Auge sticht, ist der Preis. Rund 3.000 € für das Basismodell sind ein schwer wegzudiskutierendes Kaufhemmnis. Die massive Bauweise und die viele Technik im Inneren führen zu einem immens hohen Gewicht: 110 kg bringt Bob Grillson auf die Waage, den bewegt man nicht mal eben so schnell. Und schließlich muss man sich auch die Frage stellen: Ist das noch grillen? Automatische Zündung, Temperaturkontrolle – das klingt doch mehr nach einem Backofen als nach einem Grill. Als letzten Nachteil sehe ich, dass Bob Grillson Strom braucht, um damit arbeiten zu können. Die Luftpumpe, die Steuerung – beides funktioniert ohne Strom schlichtweg nicht. Das Premiummodell kommt deshalb mit einer optional einzubauenden Autobatterie, aber letztlich habe ich mit Bob Grillson einen sehr teuren und nahezu immobilen Grill. Stichwort „Luftpumpe“: Bob Grillson hat einen nicht unerheblichen Sound, denn so eine Pumpe und vermutlich auch der Kühler für das „Gehirn“ laufen nunmal nicht geräuschlos.
Mein Fazit
Ganz ehrlich? Wenn ich die Kohle hätte, würde ich mir einen Bob Grillson mit allem erhältlichen Zubehör kaufen. Die erwähnten Nachteile sind wirklich nicht von der Hand zu weisen, aber wenn ich an mein eigenes Grillverhalten denke, fällt davon eigentlich nur der Preis ins Gewicht. Ich würde meinen Grill ohnehin nicht groß bewegen, der steht draußen und fertig. Strom hätte ich an der Stelle auch – das passt also. Mein Eindruck vom Tag mit Bob Grillson war, dass es kaum einen vielseitigeren Grill gibt, der dazu auch noch so wahnsinnig schick aussieht. Trotzdem wird er wohl auf lange, lange Zeit ein unerschwinglicher Traum bleiben.