Immer am fünften eines Monats möchte Frau Brüllen von uns wissen, was wir so den ganzen Tag machen und heute habe ich endlich mal wieder Gelegenheit, mich daran zu beteiligen:
Mein Wecker klingelte gegen halb sieben. Viel zu früh, aber hilft ja nix. Ich ging nach unten, um zu frühstücken. Das klappte soweit auch ganz gut, bis auf die Sache mit dem Brot: Das eine war angeschimmelt und über das andere möchte ich kaum sprechen. Gestern frisch gekauft und in der original-Bäckerplastiktüte mit dem Original-Bäckerclip auf der Anrichte liegen lassen. Und heute Morgen haben es sich einige Teilnehmer unserer Fruchtfliegeninvasion in der Brottüte gemütlich gemacht. Ich war davon so angeekelt, dass ich das Brot traurig entsorgt habe. Zum Glück war noch ein Rest Toast da, mit dem ich mein Frühstück ordnungsgemäß durchführen konnte und nach einer belebenden Dusche zog ich mich an und ging mit Frau Hund auf die Morgenrunde, „hr2 der Tag – Nie wieder 20 (MP3) “ auf den Ohren.
Nach wenigen Metern musste ich das erste Mal auf Pause drücken, um mich mit unserem Nachbarn von rechts unterhalten zu können. Der hat nämlich einen 73er Ford Mustang aus dem Winterquartier geholt und auch wenn ich es nicht ganz so sehr mit Autos habe, musste ich doch zumindest meine Anerkennung zollen, denn das ist ein wirklich schönes Fahrzeug.
Die Hunderunde verlief soweit ereignislos: Spazieren durch den Park, Frau Hund schnüffeln, pieseln und kacken lassen, Kacke aufsammeln und gemütlich zurück nach Hause. Dort hielten Frau Hund und ich uns aber nicht sonderlich lange auf: Ich stellte die Mülltonne wieder zurück, die am Morgen geleert worden war, maß eine Portion Hundefutter ab und nahm noch etwas Leergut mit, denn direkt am Parkplatz stehen praktischerweise die Glascontainer. Mit Frau Hund auf der Rückbank und „Nebensprechen 47 – POTS III Optische Telegrafie“ im Autoradio fuhr ich nach Heide. Auch eher unspektakulär: Die Fahrt dauert ca. 40 Minuten, 37 davon hing ich hinter einem LKW fest und verschwendete keinen Gedanken an ein zwangsweise waghalsiges Überholmanöver; die Straße ist mir einfach zu unübersichtlich, ich überhole da nur an ein oder zwei Stellen, aber da hat man in der Regel Gegenverkehr.
Im Büro richtete ich erstmal das Frühstück für Frau Hund an, danach ging’s in die Konferenz. Organisatorisches für den Tag, bei mir liegt nur wenig an – hauptsächlich Recherche für Wacken und die Tage vorher. Mit Blick in die Leckerlischublade stellte sich heraus, dass ich Nachschub für Frau Hund besorgen musste, denn wenn sie ins Büro mitkommt, gibt’s gerne mal was extra und mein Anfang des Jahres angelegter Vorrat neigt sich dem Ende zu. Irgendwie muss ich auf dem Weg zum Futterhaus falsch abgebogen sein, denn ganz unvermittelt stand ich vor Mediamarkt, stolperte unglücklich und fand mich mit einem ChromeCast in der Hand und der EC-Karte im Lesegerät überraschend an der Kasse wieder. Öhm. Leckerli gab’s später auch noch. Also für Frau Hund jetzt.
Diverse Emails und Telefonate später war es Zeit für eine weitere Hunderunde. Standardmäßig gehen wir dabei einmal um den Wasserturm und wieder zurück. Da gab’s auch nichts erwähnenswertes, deshalb waren wir auch nach 20 Minuten wieder da und Frau Hund durfte sich mit einer Leckerei aus Rinderlunge und -herz beschäftigen, während ich in die Mittagspause ging. Es gab Burger. Auf dem Weg zurück ins Büro nahm ich noch Kontoauszüge mit und stellte erfreut fest, dass die Steuerrückzahlung schon da ist. Damit ist der Sommeruraub bezahlt und ich bin sicher, dass auch noch etwas für den Herbsturlaub übrig bleiben wird.
Den Rest meiner Pause nutzte ich für Recherche an der neuesten Ausgabe des Haialarm-Podcasts. Wir brauchen noch Filme zum vorstellen und die beliebten Sharknews. Das ist mitunter ein wenig mühselig, denn viele Verleiher haben inzwischen die Rechte an den Filmen inzwischen wieder an die Studios zurückgegeben und so müssen es im Zweifel auch mal Telefonate in die USA sein – aber das verlegte ich auf eine Zeit, zu der in den USA auch jemand am Schreibtisch sitzt, olle Zeitverschiebung!
Bevor ich gegen 16.30 Uhr zu einem Termin aufbreche, zerre ich noch einmal Frau Hund um den Wasserturm: Ihre Lust auf Spaziergänge sinkt proportional zur Regenmenge, aber was sollen wir machen? Raus muss sie ja doch. Nach einer gut 20 minütigen Fahrt erreiche ich den Wohnort meines Top Schleswig-Holsteiners in Hollingstedt. Er ist der Dorfchronist und schreibt seit X Jahren alles auf, was in dem 350-Seelen-Dorf im nördlichen Dithmarschen passiert. Den Radiobeitrag dazu werde ich morgen produzieren. Für heute ist Feierabend: Ich fahre zurück ins Büro, sammle Frau Hund ein und gehe zu meinem eigenen Auto. Auf der Rückfahrt nehme ich mir die Zeit, eine neue Podcast-Episode aufzuzeichnen, ich zu Hause nur noch veröffentlichen muss. Teufel auch, dieses Internet ist schon sehr, sehr geil und zeigt mir immer häufiger, wie sehr wir in der Zukunft leben: Ich spreche in mein Handy, die App schickt die fertige Aufnahme zu einem Webdienst, der das Audio glättet und es gleich in meine bevorzugten Audioformate codiert. Ich muss danach nur noch wenig im Blog tun, um die Episode online zu bekommen und selbst das könnte ich mit wenig Aufwand automatisieren.
Auf dem Heimweg habe ich neues Brot (s.o.) und eine kleine Flasche Wein gekauft. Mit letzterer werde ich eine Fruchtfliegenfalle bauen: Wein ins Glas, Spüli dazu und zusehen wie die Fruchtfliegen ertrinken. Anders werde ich den Biestern wohl nicht mehr Herr. Zum Abendbrot gab es eine Scheibe Brot, eine kleine Frikadelle und etwas Kartoffelsalat, dazu ein Bier und danach ein Eis. Bisschen viel eigentlich, wenn ich darüber nachdenke, aber dafür ist es jetzt auch zu spät. Nach dem Essen habe ich mich noch ein wenig meinen strohwitwerlichen Pflichten gewidmet und die Badezimmer, Küche und das Wohnzimmer geputzt mit dem ChromeCast gespielt, bevor ich gegen 21 Uhr versucht habe, jemanden in den USA zu erreichen. Da war aber nur der AB dran und weil ich schon einmal von jemandem aus den USA angerufen wurde, der nur ein sehr rudimentäres Verständnis von den Auswirkungen der Zeitverschiebung hatte, spreche ich da nicht drauf. Zum Glück habe ich auch eine Email-Adresse, die benutze ich jetzt für die weitere Haialarm-Recherche.
Kleiner Nachtrag übrigens zu der Fruchtfliegenfalle: Es funktioniert, die Biester sitzen alle auf dem Glas. Aber anstatt in den Wein zu fallen, nippen sie nur gelegentlich daran und jagen sich danach gegenseitig über das Glas bevor sie augenscheinlich kopulieren. Meine Todesfalle ist also zu dem angesagten Partyhotspot der Fruchtfliegenszene geworden. Ich mag das nicht.
Mehr wirres Tagebuchgeblogge gibt’s bei Frau Brüllen.