Auswandern

Jetzt muss ich mich dann doch mal ausgiebig zu diesen Auswanderershows äußern, die im Augenblick sämtliche Programme überschwemmen. Viel Gutes gibt’s eigentlich nicht zu sagen, nur raus muss es, sonst platzt mir der Kopf.

Insbesondere hat es mit die Familie Reimann angetan und da ganz speziell der Vater. Ich verstehe es beim besten Willen nicht, wieso so jemand auswandert. Immer wenn ich ihn im Fernsehen sehe, ist der Kerl nur am meckern. Darüber, dass Touristen sein Haus besuchen (Kein Wunder wenn er vier Mal die Woche im Fernsehen ist mit der Bude!), darüber dass er keine deutschen Lebensmittel kriegt (Kein Wunder, er ist in einem fremden Land!) oder darüber dass alle nur fremdländisch sprechen.

Jetzt kann man mich ja gerade bei sowas als Korinthenkacker bezeichnen. Klar, ich würde mich auch aufregen, wenn ständig wildfremde Leute durch meinen Garten trampeln. Wenn ich aber meinen Garten in Texas hätte, würde ich vielleicht ein Schild mit der Aufschrift „No Trespassing“ aufhängen, sicher nicht aber eines auf dem „Zutritt verboten“ steht. Gerade dann nicht, wenn ich eine Art Pension führe.

Vor ein paar Wochen war die Bande mal wieder mit Kamerateam im Schlepptau beim Einkaufen. Vater Reimann vorne weg und ständig am mosern, wie lange das gedauert hätte, bis er hier mal einen „vernünftigen Laden“ gefunden hätte, wo es deutsches Brot gibt. Und dass er eigentlich nur Deutsche kennen würde in Texas.

Bei mir setzt ja immer recht schnell das Fremdschämen ein, wenn ich die Reimanns im Fernsehen sehe, von daher schalte ich recht schnell weg. Das Thema aber lässt mich in den seltensten Fällen los. So einer ist der Prototyp dessen, worüber sich in Deutschland von allen Seiten immer wieder trefflich aufgeregt wird: Jemand, der in ein fremdes Land kommt, sich konsequent gegen Landessprache und Kultur verwehrt und sich kaum bis gar nicht integriert und das auch absolut nicht will, im Gegenteil.

Wenn beispielsweise die türkische Familie Rümünn nach Deutschland käme, sich in Berlin-Neukölln ansiedelte und irgendwann von der BILD aufgespürt würde, wäre der Aufschrei groß: „Sie leben schon drei Jahre hier und können noch nicht mal deutsch!“

Darüber dass ein deutscher genau das gerade in den USA macht, liest man nichts. Im Gegenteil, die Person des Conni Reimann wird zur Marke gemacht, zum Original erklärt. So ist das halt mit den Medienleuten: Die sind schrecklich inkonsequent. Und manchmal nicht mal das.