Die Schallschutzfähigkeit von Nahverkehrszugtischen

Ich bin ja in der letzten Zeit – aufmerksame Podcasthörer wissen das – ziemlich viel in der Bahn unterwegs. Zwei Mal werktäglich fahre ich vier Stationen mit der Nord-Ostsee-Bahn. Heute Morgen saßen mit mir im Großraumabteil unter anderem zwei Herren, gesetzteren Alters. Anfang 60 würde ich sagen, beide mit Schnäuzer und beide in so einem Zweiersitz. Worüber die sich nun unterhalten haben und ob sie dienstlich oder privat unterwegs waren, weiß ich nicht, denn ich hatte wie üblich einen Podcast auf den Ohren.

Was ich jedoch mitbekam, war das Klingeln des Handys eines der beiden; der Klingelton war ausgesprochen laut eingestellt. Um nun seinen Reisepartner nicht mit dem Gespräch zu behelligen, stand der Telefonierer auf, sagte auch sehr laut „Warte kurz, ich will (für mich unverständlich) nicht stören“ und während ich noch dachte, dass der jetzt superhöflich das Großraumabteil verlässt, überquerte er nur den Gang und setzte sich ungefragt zu mir an den Tisch.

Abgesehen davon, dass da natürlich genügend Platz für noch zwei andere aufdringliche Menschen ohne Sinn für Privatsphäre gewesen wäre, telefonierte er dann so laut weiter, dass ich erst die Lautstärke meiner persönlichen Beschallung um die Hälfte erhöhte und schließlich die Wiedergabe pausierte, weil er selbst das noch übertönen konnte und ich die Kopfhörer schon auf kurz vor Schmerzgrenze gedreht hatte.

Mein neuer Freund telefonierte noch einige Minuten weiter, ging dann grußlos wieder zu seinem Platz und setzte seine Unterhaltung dort fort, als wäre nichts gewesen. Offenbar auch in der festen Überzeugung, mit seinem an „meinem“ Tisch geführten Telefonat nun besonders rücksichtsvoll gewesen zu sein. Ich allerdings bin ziemlich sicher, dass der Schallschutz dieser Sitzgruppe bestenfalls minimal war und dass er außer mir vielleicht noch ein bis sieben andere Menschen in unserem Großraumabteil gestört haben könnte. Aber was weiß ich schon?