Hin und wieder zurück. Die Geschichte einer 13-Stunden-Bahnfahrt.

Im nur mäßig verspäteten ICE 887 bestehe ich erst gar nicht auf meinem reservierten Platz in einer 4er Sitzgruppe. Hauptsächlich wegen der Reisegruppe aus drei älteren Damen, die dort bereits mit kritischem Blick auf die Reservierungsanzeige Platz genommen haben und nur unter größten Mühen aushandeln konnten, welche von ihnen jetzt entgegen der Fahrtrichtung fahren muss. Schon aus drei Schritten Entfernung bemerke ich, dass eine der beiden in Fahrtrichtung sitzenden Damen auf meinem Platz sitzt und werfe mich spontan in einen nicht reservierten 2er Sitz, der vermutlich nur deshalb noch frei ist, weil man darin „rückwärts“ fährt.

Im Zug rückwärts fahren, das ist die Geißel der westlichen Welt.  Reisende in Schwellenländern, die sich außen am Zug festklammern müssen, um von a nach b zu kommen, können die körperliche Belastung nicht erfassen, die entsteht, wenn man IM ZUG rückwärts fahren muss. Ich auch nicht. Das sei einfach schwierig, wenn die Landschaft so falsch herum an einem vorbeiziehe, erklärte mir mal ein an „Im-Zug-rückwärts-fahr-Phobie“ Leidender. Dass es zu diesem Zeitpunkt draußen stockfinster war und man beim besten Willen nicht erkennen konnte, was da draußen in welche Richtung vorbeizog – geschenkt. Er wisse es ja, das sei schon genug, so der Patient. Ich verkniff mir die Bemerkung, wonach der Zug in Göttingen gewendet hätte und vertiefte mich wieder in mein Buch.

In den Gedanken an die Geschichte platzt die Stimme des Zugchefs, der wortreich die Verspätung erklärt, verspricht sich persönlich für unsere sämtlichen Anschlusszüge einsetzen zu wollen und uns „einen guten Appetit, äh, eine gute Reise“ wünscht.

Lies weiter auf Seite 3.

7 comments on Hin und wieder zurück. Die Geschichte einer 13-Stunden-Bahnfahrt.

  1. Eine wirklich schöne Geschichte. Es ist einfach herrlich, Menschen zu beobachten, nicht wahr? 😀

  2. Eine wirklich schöne Geschichte. Es ist einfach herrlich, Menschen zu beobachten, nicht wahr? 😀

  3. Exakt. Meistens bin ich sehr genervt von solchen Menschen, aber diesmal war es ganz einfach, deren Unsinn hinzunehmen und aufzuschreiben.

  4. Exakt. Meistens bin ich sehr genervt von solchen Menschen, aber diesmal war es ganz einfach, deren Unsinn hinzunehmen und aufzuschreiben.

Kommentare sind geschlossen.