Mal kurz aufregen

Ein großer Philosoph sagte einmal: „Irgendwann im Leben eines Vaters kommt der Tag, an dem er das Zimmer seiner Tochter in die Luft sprengen muss.“ – hätte ich eine Tochter, wäre heute dieser Tag: Ich bin ziemlich sauer und muss Luft ablassen; heute bekommen die Kieler Radfahrer ihr Fett weg. Und die Hersteller von Raumsprays.

Fangen wir mit den Radfahrern an: Ich fahre ja nun seit einer ganzen Weile mit dem Fahrrad zur Arbeit. Vor dem Umzug war mein größtes Problem, dass ich auf jeder Fahrt ein mal an einer Ausfahrt vorbei kam, aus der nur zwei mal am Tag Autos raus fahren, an der aber trotzdem eine Ampel steht. Weil diese Autos immer um ca. halb sieben und um halb drei aus dieser Einfahrt kommen, habe ich die i. d. R. rote Fußgängerampel geflissentlich ignoriert übersehen, so weit so möglicherweise nachvollziehbar. Irgendwann begegnete ich morgens mit schöner Regelmäßigkeit einem Typen, der mir entgegen kam. Nach ein paar Wochen fingen wir an, uns morgens zu zu nicken, man könnte fast sagen, es entwickelte sich eine zarte Knospe der Freundschaft zwischen uns. Bis zu jenem schicksalhaften Tag, als wir uns an der bewussten Ampel begegneten. Er wartend, ich ignorierend wie immer. Als ich ihm in die Augen sah, wusste ich dass es mit unserer Freundschaft aus sein würde, denn er sah mich nur strafend an und schüttelte kaum merklich den Kopf.

Nun fahre ich ja diese Strecke nicht mehr. Die Radwege zum neuen Büro sind einerseits enger und andererseits stärker bevölkert, als auf der alten Strecke. Gelegentlich kommt es vor, dass ich aus Faulheit wegen der schöneren Aussicht entgegen der eigentlichen Fahrtrichtung fahre. Dabei achte ich natürlich darauf, dass ich rechts fahre um all den Gutmenschen, die den Radweg in der richtigen Richtung benutzen, genug Platz zu lassen. Die meisten von denen fahren ebenfalls rechts, das klappt ganz gut.

Es gibt allerdings einen kleinen Stamm von ignoranten Oberlehrer-Typen, die grundsätzlich mittig fahren und obwohl sie mich sehen, keinen Millimeter nach rechts fahren, so dass ich mich jedesmal fast überschlage. Vorgestern war das besonders schlimm, als ich wegen eines wichtigen Telefonats penetranten Juckens am Ohr einhändig auf dem Weg zum Training war. Der mir entgegen kommende ignorante Oberlehrer hatte auf seiner rechten Seite etwa vier Meter Platz, zwei davon bis zu dem Typen der neben ihm fuhr. Ich hatte nur noch den Rinnstein.

Liebe Kieler Radfahrer, Ihr seid ziemliche Idioten!

So, kommen wir nun zu den anderen Kandidaten, den Herstellern von Raumsprays. Bin ich eigentlich der einzige Mensch auf der Welt, der den Unsinn dieser Raumsprays erkannt hat?? Wieso zum Teufel kaufen die Leute sowas? Versteht außer mir denn niemand, dass es nach dem Einsatz von Raumspray nicht besser riecht, sondern nur anders? Und was noch viel schlimmer ist: „Anders“ heißt ja in dem Zusammenhang fast immer „schlechter“. Vielleicht bin ich ja auch einfach kleinlich, aber wir können das ja mal anschaulich besprechen:

Folgende Situation: Testperson A hat gerade sein großes Geschäft erledigt. Er ist sich der Geruchsbelästigung durchaus bewusst, öffnet ein Fenster und warnt den Gastgeber unauffällig davor, das Bad innerhalb der nächsten zwei Stunden zu benutzen. Danach hat sich der Gestank verflüchtigt.

Testperson B hat gerade ihr großes Geschäft erledigt. Die Geruchsbelästigung ist ihr durchaus bewusst, aber auf dem Weg zum Fenster fällt ihr Blick auf eine Dose „Airwick Blumenwiese“, die sie umgehend zur Hälfte in den Raum entleert. Da das Fenster geschlossen bleibt, macht sich nun also eine Geruchsmischung aus Fäkalduft und Blumenwiese daran, in Badewannenvorleger und Gardinen einzuziehen.

DAS BADEZIMMER RIECHT DANACH ALS HÄTTE JEMAND IN EIN BLUMENBEET GEKACKT, BIN DER EINZIGE, DER DAS ALS NICHT ERSTREBENSWERT EMPFINDET??????

Puh, jetzt geht’s mir besser.