re:publica XI – Zusammenfassung Tag 1

Die wichtigste Lektion meiner re:publica-Premiere: Hier gibt es wirklich alle Klischees aus der Online-Welt zu bestaunen. Ich habe den typischen Nerd ebenso gesehen, wie diese Hipster, deren Garderobe immer so aussieht, als hätte ihr Besitzer mehrere Stunden vor dem Kleiderschrank verbracht, damit die Klamotten exakt so aussehen, als wären sie zufällig und völlig unbeabsichtigt aus dem Schrank gezogen worden.

Dazwischen versuchten Journalisten, den Sinn der re:publica-Welt-Animation im Friedrichstadtpalast zu ergründn und ein Schwarm Trolle hatte beschlossen eine der Vortragenden nieder zu machen, aber dazu später mehr.

Die wichtigste Lektion des ersten re:publica-Tages ist: Es gibt Sitzplätze und WLAN und Strom. Halt nicht immer gleichzeitig und für jeden. Wer einen Sitzplatz – idealerweise in Steckdosennähe – bekommen hat, der gibt ihn so schnell nicht wieder her.

Aber was habe ich denn nun gesehen?

Den ersten Workshop „Shitstorm – you can do it“ habe ich vorzeitig verlassen. Es gab dort nämlich nur WLAN. Für Strom und Sitzplatz hätte ich eine halbe Stunde früher kommen müssen. Das Thema fand ich gut, die Sprecherinnen sympathisch, aber die ersten 20 Minuten haben mich nicht so sehr gefesselt, als dass ich weitere 40 Minuten hätte stehen wollen.

Ich fand mich also für eine weitere Session im Großen Saal der Kalkscheune ein, wo ich eigentlich „Blogs in Deutschland“ hören wollte. Den Vortrag zur Medienkompetenz habe eigentlich ich nur mitgenommen, um mir einen guten Platz reservieren zu können. Wie sich herausstellte, war dann aber die Medienkompetenz deutlich interessanter und auch unterhaltsamer, als der Sachstand in der deutschen Blogosphäre.

Strom suchend verließ ich den Saal und setzte mich ins Foyer. Während dort meine Gadgets aufluden, durfte ich via Twitter an einer Live-Übung von Trollen und Shitstormern teilhaben. Die Vortragende in „Öffentlicher als öffentlich“ war wohl nicht so gut, wie einige Teilnehmer erwartet hatten. Wohl weder thematisch, noch was die Vortragstechnik angeht. Keine Ahnung was da los war, aber so kacke wie die Tweets darüber kann der Vortrag nicht gewesen sein. Zwischenrufe aus dem Plenum werden der Vortragenden wohl den Rest gegeben haben, ich an ihrer Stelle hätte die Veranstaltung danach vermutlich verlassen.

Na ja.

Den sehr kurzweiligen Vortrag von Tim Pritlove zum Thema Podcasting habe ich zusammen mit einigen Dutzend anderen fast verpasst, weil die Securities die Treppe nach oben gesperrt hatten. Sie werden ihre Gründe gehabt haben, auf jeden Fall kamen wir gut 10 Minuten zu spät, dafür dann aber in Massen. Pritlove sprach eine Stunde frei über seine Podcasts und was der Podcast als Medium so kann und wieso er besser ist als Radio. Stimmt natürlich nicht zu 100%, denn Radio ist trotz aller Schwächen immer noch das beste Medium der Welt, aber sonst konnte ich ihm fast uneingeschränkt zustimmen. Bis auf den Punkt mit der Länge. Pritlove stellte die steile These auf, dass ein Podcast der nicht mindestens sieben Minuten lang ist, vom Publikum nicht für gut befunden wird. Das ist natürlich ausgemachter Quatsch, denn schlecht wird ein Podcast doch erst, wenn er länger wird als es das Thema hergibt.

Abends noch bei Lobo gewesen, der die ersten 10 Minuten seines Vortrags dazu verwendet hat, das Publikum zu beschimpfen. Blogger und Twitterer hätten versagt, wir hätten keine Öffentlichkeit und seien insgesamt kacke. Das sei schon dadurch zu belegen, so Lobo, dass 90% aller Journalisten, die was aus dem Internet erklärt haben wollten, ihn anriefen und das beginne ihn zu nerven. Sehr unterhaltsam, sehr richtig und und auch seine Erkenntnisse der Trollforschung waren durchweg ganz passabel. Und richtig.

Die Powerpoint-Karaoke habe ich dann doch sausen lassen, wer auch immer dort moderiert hat, war mir um drei Nummern zu blasiert. Hätte sicher spaßig werden können, aber ich konnte diesen Typen, seine Sprechweise und sein ganzes Auftreten einfach nicht ab. Ich hab mal einen schönen Satz auf einer Postkarte in der Küche einer Psychologie-Studentin gelesen. Darauf trennte sich ein Paar und sie sagt: „Es liegt nicht an Dir, es liegt an mir. Ich kann Dich einfach nicht leiden.“

Mein Fazit

Die Quintessenz des Tages ist ganz klar, dass man doch deutlich Pech mit den Sessions haben kann, wenn man sich – wie ich – nur auf den Titel verlässt. Man kann umgekehrt auch richtig Glück haben, wenn man, na ja, eben Glück hat. Generell fehlte meinem ersten Tag ein bisschen das Networking. Die zahlreichen Leute, die ich hier persönlich kenne, habe ich fast gar nicht oder nur kurz gesehen. Immerhin habe ich endlich mal Kiki getroffen und mich zumindest ein paar Minuten unterhalten können. Das muss besser werden, ich muss mich heute mehr darum kümmern.

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