Warum man nicht über schwarz designen sollte

Das Urteil „Schönes Design“ ist relativ. Gerade wenn es um Blogs geht. Es gibt tausende Templates, die kostenlos verwendet werden dürfen, um das virtuelle Zuhause ansprechend zu möblieren. Viel zu viele davon basieren auf einem schwarzen Hintergrund mit bestenfalls heller Schrift. Das ist scheiße so, das gehört verboten.

Nun mag der geneigte Leser mir vorhalten, dass das doch nun aber wirklich eine sehr subjektive Meinung, noch dazu nur meine eigene, sei und dass ich ja schließlich selbst „Das Urteil ‚Schönes Design‘ ist relativ.“ geschrieben habe; ausgerechnet im ersten Satz dieses bislang inhaltlich doch eher dünnen Artikels.1

Doch das, lieber Leser, ist eine Fehleinschätzung, geradenach ein Missverständnis allererster Kajüte!

Ein Design über schwarz ist nie schön. Es mag vielleicht einzelne Verfechter dieser Farbwahl geben, die mit einem seltenen Erbfehler ausgestattet sind und in einem schwarzen Hintergrund einen ästhetischen Mehrwert erkennen, aber ganz allgemein ist schwarzer Hintergrund mit weißer Schrift das lästigste, das vom Internet jemals hervorgebracht hat. Und Diddel-Seiten.

Doch warum regen solche Seiten den dicken Mann so wahnsinnig auf, der diesen – inhaltlich nach wie vor eher dünnen – Blogeintrag über weißen Text auf schwarzem Grund schreibt?

Der Grund heißt „Nachbild“. Ich demonstriere das hier mal: Wenn Sie, geneigter Leser nur lange genug auf meine – ziemlich gut gelungene – Nachbildung der japanischen Nationalflagge starren möchten und danach den Blick auf eine weiße Fläche werfen, dann werden Sie dort einen grünlichen Punkt ähnlicher Form und Größe feststellen.

Ähnliche Effekte erzielen wir mit dem Blick in eine Glühbirne, die Sonne oder auf das eigene Smartphone morgens ganz früh, wenn es noch dunkel ist und wir am Vorabend vergessen haben, die Hintergrundbeleuchtung des Displays auf 30% herunter zu drehen.

Eine selbstgemachte japanische Flagge zur Veranschaulichung des Nachbildeffekts

Sehen Sie? Sehen Sie? Das ist es, was ich mit „Nachbild“ meine!

Genau das tritt auf, wenn man ein Blog liest, das weiße Schrift auf schwarzem Grund zeigt. Oder jeden anderen dunklen Hintergrund mit heller Schrift – noch Minuten nach dem Lesen hat man diese Nachbilder vor Augen und weil das logischerweise keine grünlichen Punkte, sondern verwaschen grauweiße, horizontale Linien sind, ist das die unangenehmste Form des Nachbildes. Ich bin sogar überzeugt, dass es eine Verordnung geben sollte, wonach man mindestens 22 Minuten nach exzessivem Lesen eines so designten Blogs kein Kraftfahrzeug bewegen dürfen sollte.

Eine entsprechende Verbotsklausel solcher Designhirnverbranntereien sollte überdies Einzug in die Genfer Konvention und die Menschenrechtscharta der UN finden.

So, endlich sagt das mal jemand. Nämlich ich.


1) DAS nenne ich mal Selbstreferenzialität in Blogs!

2 comments on Warum man nicht über schwarz designen sollte

  1. Jein. Weiß auf Schwarz ist lästig, in der Tat. Aber es hängt auch sehr viel von Art, Größe und Umfang der Schrift ab (eine fette Grotesk in 72 Punkt tut weniger weh als eine 12pt Torino italic) und davon, wieviel Freiraum dem Auge bleibt. Wer viele Bilder bloggt, wird unweigerlich auf ein ruhigeres und oft eleganteres Design zurückgreifen als jemand, der lange Texte veröffentlicht.

    Ein generelles „Negativverbot“ auszusprechen halte ich daher für übertrieben. Die älteren unter uns werden sich an die ersten PC-Monitore erinnern: grüne Schrift (meist monospace, also mit gleich viel Platz für jeden Buchstaben) auf schwarzem Hintergrund tat dem Auge schnell weh; bernsteinfarbene Schrift auf demselben schwarzen Hintergrund wurde hingegen als extrem angenehm für das Auge empfunden.

    1. Hm, das klingt plausibel. Ich finde, es gibt viel zu viele textlastige Blogs mit zu kleiner Schrift, die einen dunklen Hintergrund voll super finden. Mittlerweile lese ich die nur noch in Ausnahmefällen oder ich kopiere den Text in einen Texteditor.

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