Immer am fünften eines Monats findet sich der Freundeskreis Tagebuchbloggen zusammen und berichtet vom eigenen Tagesablauf. Und weil ich gerade sehr selten blogge, nutze ich zumindest diese von Frau Brüllen geschaffene Terminlichkeit als Anker, zumindest einmal im Monat etwas Schriftliches zu hinterlassen.
Ich wache um kurz nach sechs in meinem Hotelzimmer in Westerland auf. Der gestrige Tag steckt mir noch in den Knochen: Halber Arbeitstag im Homeoffice, Fahrt zum Autozug, auf der Insel direkt weiter in den Hörnumer Hafen für zwei Interviews, danach kurz im Hotel einchecken, Powernap und weiter zum Dienstabend der Lister Feuerwehr für eine Reportage. Vorher hatte ich noch zwei Flaschen Flens gekauft, damit ich den Abend am Strand ausklingen lassen konnte. Habe ich auch, aber um 1.00 Uhr lag ich immer noch wach, was den Grad an Gerädertheit heute Morgen leicht erhöht. Irgendwie schaffe ich noch eine gute Stunde zu schlafen, bevor der Wecker endgültig die Senkrechte befiehlt. Duschen, anziehen, auschecken.
Frühstück habe ich nicht gebucht, das ist in Hotels inzwischen immer so eine Sache mit dem Preis-Leistungsverhältnis. Ich bringe meine Taschen ins Auto, setze die kaputten Kopfhörer auf und wandere zu einer automatischen Bäckerei. Dort gibt es kein Personal, Kameras und Wiegesensoren übernehmen es, den Einkauf zu buchen. Mit zwei Schokobrötchen und einem Getränk stehe ich ohne jedes bisschen Kommunikation nach knapp zwei Minuten wieder auf der Straße. Nur der Link zum Bon funktioniert nicht, aber das sehe ich ja dann bei der Abrechnung der Kreditkarte.
Mampfend mache ich mich wieder auf den Weg ins Zentrum, wo ich mich später mit einer Interviewpartnerin treffe. Sie nimmt sich viel Zeit und wir haben noch Gelegenheit, uns über alles Mögliche zu unterhalten. In der Warteschlange vor dem Autozug erledige ich noch die letzte Korrespondenz für die weiteren Termine des Tages und vergesse darüber, noch einmal auf die Toilette zu gehen. Die Überfahrt verläuft glücklicherweise problemlos und an der Autoverladung Niebüll gibt es direkt eine Möglichkeit zum Austreten.
Die weitere Fahrt führt mich nach Flensburg, wo ich nur unwesentlich zu spät ankomme. Von dort geht es weiter nach Schleswig und dann nach Kiel. Es geht um einen neuen Zeitungsverlag, die Nazi-Geschichte Schleswig-Holsteins und die vor dreieinhalb Jahren gefunden Enigma-Maschinen. Die Interviews und die Wege dazwischen verlaufen geschmeidig, ich bin überall pünktlich. Die Enigmas sollen morgen schon ins Programm, da weiß ich schon, wie mein Vormittag aussehen wird. Auf dem Heimweg bitte ich die Herzdame, mir schon mal ein paar Kartoffelstücke in den Speisefön zu werfen, bevor sie zum Beerdigungsgespräch geht. Weil ich noch was Ehrenamtliches erledigen werde, bevor ich mich zur digitalen Rollenspielrunde einlogge, habe ich keine Zeit, das selbst zu machen. Ich esse vor am Schreibtisch. Das Rollenspiel wird heute Abend bis 22 Uhr gehen und dann falle ich vermutlich nur noch ins Bett.