Seit einer halben Ewigkeit ruft Frau Brüllen dazu auf, immer am fünften eines Monats den eigenen Tagesablauf zu beschreiben. Nun denn.
Der Tag konnte eigentlich schon heute Morgen gegen 4.00 Uhr weg. Ich lag wach und konnte nicht mehr einschlafen. Genervt stand ich auf und setzte mich im Morgenmantel vor der Fernseher, weil mir um diese Uhrzeit nun wirklich nichts Besseres einfiel. Ich setzte meinen Voyager-Rewatch fort. Harry Kim, Seven of Nine und der Doktor sollen mit dem Deltaflyer Deuterium suchen, während die Voyager eine umfassende Wartung bekommt. Dabei stoßen sie auf Aliens in Not und beschließen, deren Schiff zu ihrer Heimatwelt zu steuern, weil der Teil der Crew, der das könnte, in einer Raumschlacht umgekommen ist. Ich finde es ja immer wieder beeindruckend, wie Sternenflotten-Crews auf einem völlig unbekannten Raumschiff einer fremden Spezies sofort alle Steuerelemente besser verstehen, als die Aliens, denen das Schiff gehört. Aber wollen wir nicht meckern.
Nach gut einer halben Stunde kam eine genervte Herzdame ins Wohnzimmer. Sie hat diese Woche den Pieper und ist die Bereitschaft für die Notfall-Seelsorge. Jemand aus dem anderen Teil des Kirchenkreises hat auf seinen Pieper nicht reagiert und die Leitstelle hat deshalb sie alarmiert. Bei Idealbedingungen eine Stunde Anfahrt. Ich helfe ihr bei dem Versuch, Kollegen vor Ort zu erreichen, damit sie sich schon mal fertig machen kann, erreiche aber niemanden. Ich schicke SMS mit einer Beschreibung der Situation und der Bitte um Rückruf und gehe duschen, während sie zum Einsatz fährt.
Nach der morgendlichen Pflegeroutine gehe ich mit dem Hund raus, bereite mein Frühstück zu und wecke das Gastteenie. Inzwischen ist die Herzdame am Einsatzort angekommen, kann dort aber nichts ausrichten und fährt wieder nach Hause, wird dort eine Stunde Zeit haben und dann zum Konvent aufbrechen, an den gleich zwei Ausschuss-Sitzungen folgen. Wir werden uns morgens nicht mehr sehen, denn mein eigener Arbeitstag beginnt heute um 7.00 Uhr mit der Übernahme des hiesigen Carsharing-Autos. Das Gastteenie ist versorgt, ich mache mich auf den Weg. Als erstes geht es heute nach Seeth, danach weiter nach Leck. Inhaltlich geht es um Konversionsprojekte, die nach einer Entscheidung des Bundesverteidigungsministeriums vom Montag vergangener Woche zumindest teilweise auf der Kippe stehen. Das senden wir morgen Abend.
Sowohl in Seeth als auch in Leck habe ich leichte Probleme mit dem Auto. Man hat dafür als Kunde nämlich keinen Schlüssel, sondern nutzt die App des Dienstleisters, um das Auto zu öffnen und zu schließen. In Seeth mangelt es am Handyempfang, in Leck sogar so sehr, dass ich dem Bürgermeister anbiete, mit „meinem“ Auto zu fahren. Das geht aber zunächst auch nicht, weil der Wagen nicht startet. Der Schlüssel, den ich wie bereits erwähnt nicht habe, werde nicht erkannt, heißt es im Display. (Zum Glück haben der Bürgermeister und ich sonst nichts weiter vor.) Der Support kann helfen und nach einer gefühlten Ewigkeit geht es dann doch los. Das Interview läuft gut, ich setze den Bürgermeister wieder am Rathaus ab und versuche, zu einer Ladesäule zu navigieren. Das geht mangels Internet nicht, aber ich hatte sie schon auf der Anfahrt gesehen.
Also fahre ich nach Gedächtnis, stecke das Auto an und hole mir schräg gegenüber einen Drehspieß Döner Art im Fladenbrot. Schmeckt ok, ist aber so reichhaltig belegt, dass mir eine ordentliche Menge Sauce und Salat über die Finger auf den Tisch läuft. Einen Teller hätte ich mir offenbar selber vom Tresen mitnehmen sollen, das habe ich aber erst gemerkt, als ich schon am Tisch saß.
Auf dem Rückweg mache ich einen kleinen Umweg zum Landhandel, die Hühner brauchen neue Einstreu. Den Sack fahre ich nach Hause, stelle das Auto ab, tausche mich mit der Herzdame kurz über ihren Tag aus und setze mich an den Schreibtisch. Der Text ist zügig fertig, obwohl ich zwischendurch die zehn Pakete des neuen Hühnerstalls annehme. Jetzt hoffe ich auf ein ähnlich schnelles Redigat, denn ich muss heute noch den Beitrag produzieren: Morgen Abend soll der laufen und ich bin buchstäblich den ganzen Tag unterwegs nach Föhr. Weil ich absehbar unser Auto nicht nutzen kann, fahre ich um 6.10 Uhr mit dem Zug los, steige in Kiel nach Husum um*, dort nach Niebüll, dort nach Dagebüll und dann auf die Fähre. Wenn nichts dazwischen kommt, mache ich dann um 11.00 Uhr ein Interview, sitze im Idealfall um 12.10 Uhr wieder auf der Fähre und bin um 17 Uhr wieder zuhause. Schlimmstenfalls erwische ich eine Fähre später, dann wird es 18 Uhr und wir kommen mit dem Sendetermin ins Schleudern, wenn ich nicht heute noch den Beitrag produzieren kann. Von Zugausfällen und Konsorten will ich dabei gar nicht anfangen.
Aber das ist ein Problem für Zukunftsjörn. Gegenwartsjörn hat noch familiäre Orga-Dinge zu klären: Das Gastteenie muss nämlich um 19.30 Uhr bei der Jugendfeuerwehr sein und irgendwie hatte heute niemand Zeit, für das Abendessen einzukaufen. (KOMISCH!) Die Lösung ist einfach, sie snackt jetzt was und Abendessen gibt es dann im Anschluss. Während ich noch Korrespondenz erledige, zu der ich heute während der Autofahrt nicht gekommen bin (und diesen Text schreibe), meldet sich die Redakteurin: Das Redigat wird gegen 19 Uhr fertig. Das gibt mir Zeit, Trockner und Geschirrspülmaschine auszuräumen.
*Nicht wirklich, denn der Zug, der von hier nach Kiel fährt, fährt von dort nach Husum weiter, aber mit einer anderen Zugnummer. Ich steige also um indem ich sitzen bleibe.