Was machst du eigentlich den ganzen Tag? (12/24)

Frau Brüllen hat vor ewig langer Zeit damit angefangen und jetzt schreiben immer am fünften eines Monats lauter Leute auf, was sie an dem Tag getan und erlebt haben. Das ist für mich ein willkommener Anlass, hier auch mal ab und an zu bloggen. Wobei ich jeden Monat merke, dass mir podcasten doch leichter fällt. 25 Jahre was mit Audio gehen halt auch nicht spurlos an einem vorüber.

Der Tag beginnt mit dem Weckerbrummeln um 5.30 Uhr. Ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich bei meinem inzwischen auch schon gar nicht mehr so neuen Handy die Lautstärke des Weckers regulieren kann und der eigentlich sympathischste Weck-Ton tritt mich morgens eher aus dem Bett, als mich sanft zu wecken. Deswegen gibt es seit einiger Zeit einen anderen, der von sich aus leiser ist. „Neon“ heißt der, falls das irgendwen interessiert.

Ich schlurfe also ins Bad und überschlage im Kopf den Tagesablauf. Keine Termine, die Aushäusigkeit erfordern, also kann ich mir es mal erlauben, nicht zu duschen. Anziehen, Hunderunde im Nieselregen, Podcast auf den Ohren. Alles wie immer. Gegen sechs sind kaum Leute auf der Straße, das finde ich angenehm. Als ich wieder zuhause bin, sitzt eines der Gastteenies schon beim Frühstück – was erfreulich ist, denn gestern hat sie verschlafen und sowohl mir als auch der Herzdame ist die Uhrzeit irgendwie abhanden gekommen. Der vereinbarte Weckruf von uns kam also auch nicht und es war aussichtslos, dass die beiden den Zug erwischen. Ich füttere schnell den Hund und checke pflichtgemäß, ob das andere Gastteenie wach ist. Weil ich schon mal grob in der Gegend bin, werfe ich noch eine Ladung 60°-Wäsche in die Maschine.

Kleiner Glücksmoment am Morgen: Die entsprechende Automation funktioniert wie durch ein Wunder wieder. Wenn ich die Tür der Waschmaschine schließe, triggert das einen Vibrationssensor, der die smarte Steckdose einschaltet. So muss man nicht mit einem langen Arm über die Waschmaschine reichen, um die manuell einzuschalten.

Danach rühre ich mir mein Müsli an und scrolle durch die Mastodon-Timeline. Wirklich hängen bleibt dabei nichts. Zwischendurch verabschieden sich die Gastteenies zum Zug, nur um Minuten später in unseren Chat zu schreiben, dass der Zug ausgefallen ist. Ich steige also ins Auto und fahre sie in die Nachbarstadt zur Schule. Ein kurzer Check ergibt: Das geht jetzt noch diese und nächsten beiden Wochen so, sie müssen also etwas früher los, um den Bus zu erwischen.

Wieder zuhause räume ich die Spülmaschine aus und bereite das Hühnerfutter vor: Vier Kellen Legemehl, eine Kelle Muschelgrit. Die Herzdame besteht darauf, sich heute Morgen um die Hühner zu kümmern, weil das gestern alles erledigt habe. Ich komme also früher an den Schreibtisch. Es gibt etwas Post zu erledigen und das Finanzamt meint, ich hätte eine Frist für irgendwas verpasst. Das ist was für Wochenend-Jörn, dafür ist jetzt keine Zeit.

Kurzer Check der Mails und der To Do-Liste und ich beschließe, es heute ruhiger angehen zu lassen, als eigentlich gut wäre. Ein paar Stunden „Cities: Skylines 2“ können nicht schaden. Mal ein bisschen das Großhirn entlüften. Ich werde auch nach den neuesten Updates nicht so recht warm mit dem Spiel. Ich sehe, wie viele Gedanken sich die Entwickler:innen mit der neuen Version gemacht haben, es sieht schön aus und einige der neuen Funktionen sind wirklich toll. Leider holt mich das Gameplay nicht so recht ab, die Faszination des ersten Teils geht im Micromanagement unter. Und – immerhin das ist so ähnlich wie in Teil 1 – man ist am Anfang wahnsinnig schnell in einer finanziellen Abwärtsspirale gefangen, die unweigerlich in die Pleite führt. Zwei Versuche gehen komplett schief, beim dritten habe ich es mit den richtigen Tweaks an Steuern und Abgaben jetzt zumindest aus den roten Zahlen geschafft. Das heißt noch nicht, dass ich mit den Forderungen der Einwohner hinterher käme, aber der Bankrott scheint abgewendet. Das hat mich, wie gesagt, auch beim ersten Teil schon gestört: Man braucht wahnsinnige Geduld und Ausgabendisziplin, aber wenn man ein paar entscheidende Punkte erreicht hat, läuft es von allein. Das war dann bei Teil 1 immer der Punkt, wo mir irgendwann langweilig wurde und ich mehr mit der Beseitung von Staus beschäftigt war, als mit allem anderen.

Kurz vor eins gibt es Mittagessen, Reste von gestern, und die Hühner kriegen zwei ihrer Eier zurück. Hartgekocht und ohne Schale, dazu eine Handvoll Körnerfutter. Die nächste Hunderunde steht an. Mittags gehe ich immer eine andere Runde, an der Kita vorbei und durch einen kleinen Park. An der Kita kommt ein Mädchen freundlich lächelnd auf mich zu und sagt „Hier sind Hunde verboten!“ Ich bin kurz verunsichert, bis ihre Mutter einspringt und sagt „Nur bei euch im Kindergarten, hier draußen ja wohl nicht, Frau Polizistin.“ Ich kichere, die Kleine antwortet „Ach so“ und klettert in den elterlichen Wagen.

Eigentlich wäre nach dem Spaziergang eine Siesta nötig, aber dazu komme ich dann doch nicht. Wäsche aus der Maschine in den Trockner, dies, das, noch mal in die Mails gucken und die Nachrichtenlage checken, zack, Auftrag. Northvolt war heute Thema im Finanzausschuss, weil Schleswig-Holstein für 300 Millionen Euro Wandelanleihen gebürgt hat. Das Geld, insgesamt 600 Millionen, wurde schon von der KfW ausbezahlt und liegt auf einem Sperrkonto für den Bau der Gigafactory in Heide. Weil nun aber das Stammwerk in Schweden gewissermaßen Kontoinhaberin ist und selbst gerade in einem Sanierungsverfahren steckt, möchte die KfW das Geld von den Bürgen, Land und Bund, zügig zurück haben. Mal für den Kontext: Schleswig-Holstein spart für das kommende Jahr auf biegen und brechen 200 Millionen ein, um einen ausgeglichenen Haushalt hinzukriegen. Da sind 300 Millionen extra ein ziemlicher Brocken. Das hätte ich mal so erzählen sollen, das wäre deutlicher gewesen, wie da die Dimensionen sind.

„Erzählen“, fragen Sie? Ich hatte dann zügig ein Date mit der Sendung Wirtschaft & Gesellschaft und dort drei Minuten Zeit, das alles unterzukriegen. Wie sich im Verlauf des Gesprächs herausstellte, war mein Manuskript etwa vier Minuten lang und so musste ich gegen Ende beim lesen spontan kürzen, falls Sie sich fragen, weswegen ich da am Schluss so herumstammele. Aber immerhin: drei Minuten waren bestellt, ich war nach 2’59“ fertig. Gutes Feedback dazu bekommen, sehr schön.

Zwischen Vorbereitung und Sendetermin habe ich noch ein paar Besorgungen für die Herzdame gemacht. Die war nämlich ein wenig bei ihrem Mittagstermin stecken geblieben und konnte vor dem Kinderchor nicht mehr für den lebendigen Adventskalender einkaufen. Außerdem musste ich noch überprüfen, ob alle Hühner rechtzeitig den Weg in den Stall gefunden haben, bevor die Tür zu fährt und von dort noch ein Ei bergen. Das hab ich dann erledigt, bevor ich ins Radio musste. Danach dann kurze Pause, bevor die Gastteenies, Frl. Hund und ich zum lebendigen Adventskalender aufbrechen. Das war direkt um die Ecke in einem Carport, etwa 20 Leute waren da, es gab Punsch, geschmierte Brote, Stollen, Lieder und Geschichten.

Ich habe mich ein wenig vor der Zeit absentiert, einerseits war mir kalt und andererseits sind der Herzdame und mir beim Absingen von „Bald ist Nikolaus-Abend da“ siedendheiß eingefallen, dass wir nichts für die Gastteenies besorgt hatten. Also nochmal los in geheimer Mission und Nikoläuse und Mandarinen besorgt. Auf dem Weg konnte ich dann noch einen weiteren Beitrag über das Northvolt-Werk in Heide von mir hören, der unabhängig von der Sitzung des Finanzausschusses geplant war und erstmals gestern Mittag ausgestrahlt wurde. Beim Hören sind mir drei Stellen aufgefallen, die ich im Nachhinein doof fand. Vielleicht finden Sie die ja.

Der Abend klingt aus mit dem Schreiben dieses Blogposts und das hat jetzt doch überraschend lange gedauert, ich werde wohl direkt ins Bett gehen.

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