Heute Morgen habe ich durch Zufall gesehen, dass ich Beta-Tester für die ReTweet-Funktion von Twitter bin. Retweeten, wie wir es kennen, ist ja eine Entwicklung der Twitternutzer. Dabei hat es sich eingebürgert, dass man „RT“ und den Nutzernamen an den Anfang des Tweets schreibt und dann den eigentlichen Tweet noch mal abschickt. Das ist als eine Art Empfehlung gedacht und wird in der Regel mit einem kleinen Kommentar versehen, wenn noch Platz dafür ist.
Bei Twitter ist das nun alles ein wenig anders. Grundsätzlich finde ich es schon mal klasse, dass Twitter eine Idee aus der Community aufgreift und die in ihr eigenes System integriert. Tja, und jetzt kommen wir auch schon zum anderen Teil der Geschichte, der Kehrseite.
Twitter hat sich nämlich leider nicht dazu entschlossen, dieses sinnvolle Feature nicht 1:1 zu übernehmen, sondern es zu verändern. Diese Veränderung hat Twitter so viel Gegenwind beschert, dass der erste Beta-Test der Funktion kürzlich wieder deaktiviert wurde. Mehr als das ist seitdem aber nicht passiert, soweit ich das beurteilen kann. Die Funktion wurde aufgrund der User-Proteste zwar kurzzeitig abgeschaltet, ging jetzt aber nahezu unverändert wieder online.
Also, was ist da los? Was kann die ReTweet-Funktion?
Nun, im Grunde genau das, was das klassische „RT“, das wir bereits kennen. Nur eben ohne die Möglichkeit, den ursprünglichen Tweet zu kommentieren. Wenn ich einen Tweet gut finde, kann ich ihn nur unverändert Retweeten. Ich kann kein Smiley dahinter malen, kann nicht „witzig“ dazu schreiben – ich kann im Grunde keinerlei Bewertung dessen abgeben, was ich da empfehle. Das ist ein wenig schade.
Andererseits hat das auch seine Vorteile. Denn falls sich die neue Art des Retweetens durchsetzt, werden deutlich weniger Leute den Retweet-Knopf mit der „Antworten“-Funktion verwechseln werden.
Ein echtes Problem ist meines Erachtens noch, dass die neue Retweet-Funktion bislang noch nicht in der API von Twitter verankert ist. Es gibt also für die Entwickler von Twitter-Clients noch keinen Weg die Retweets anzuzeigen. Heißt: Bislang gehen die Dinger in geschätzt 80% aller Fälle einfach unter, weil soweit ich weiß kaum jemand die Web-Oberfläche nutzt. Das ist übrigens der Knackpunkt bei den meisten Schaubildern, die negative Ergebnisse zu den Nutzerzahlen von Twitter angeben. Demnach ist es nämlich so, dass sich zwar verdammt viele Leute bei Twitter anmelden, dann aber nach rund vier Wochen dem Dienst wieder den Rücken kehren und sich nicht mehr einloggen.
Das liegt meines Erachtens an dem Mehr an Möglichkeiten, das Clients wie TweetDeck bieten. Die lang vermisste Gruppenfunktion zum Beispiel hat Tweetdeck schon seit einer ganzen Weile im Standartrepertoire. Retweets sind – wie bei allen anderen Clients, die ich kenne – Standart und bei den meisten kann man sogar die Favoriten-Sternchen verteilen, die für viele Nutzer mittlerweile der Hauptgrund zu sein scheinen, warum sie twittern.
Twitter scheint sich das nun nicht mehr bieten lassen zu wollen. Nachdem die Gruppenfunktion eingeführt wurde, sind nun auch Echtzeitupdates, wie sie bislang nur von der Suche bekannt waren, und eben Retweets möglich.
Ich schätze, dass Twitter langsam damit anfängt, seine Nutzer wieder auf die Web-Oberfläche zu locken. Irgendwann wird auf den Profilseiten Werbung geschaltet werden können und dann hilft es den Vermarktern einfach nicht, wenn kaum jemand die Web-Oberfläche benutzt.
Mal gucken, wie sich das weiter entwickelt. Nettes Detail übrigens: Bei den Retweets über die Web-Oberfläche verliert man keine Zeichen. Wenn einer meiner Tweets retweetbar sein soll, dann muss ich ihn so schreiben, dass genug Platz für „RT @schaarsen“ ist. Dafür gehen 13 Zeichen drauf. Wenn nur noch 11 Zeichen Platz sind, muss man irgendwo kürzen. Das unpraktisch und niemand macht das wirklich gern. In Zukunft können wir Tweets, die die 140-Zeichen-Grenze ausnutzen auf retweeten, ohne dass Zeichen dabei verloren gehen.
Ich hoffe, dass die Retweet-Funktion bald für alle freigeschaltet wird, und den Beta-Status verliert. Und ich hoffe, dass die Funktion bald Einzug in die Clients halten wird, damit wir alle diesen tollen neuen Service nutzen können.
RT @schaarsen @issis Nicht ganz unproblematisch – Twitter führt Retweets ein https://www.meine-url-ist-laenger-als-deine.de/?p=2395
Ich finde ja, dass so langsam die Twitter-ausmachenden simplicity verloren geht. Wird langsam sehr unübersichtlich, dieses Gedöns. Aber naja.
Auch ein Standpunkt. In dem Zusammenhang finde ich gut, dass sich Retweets und Gruppen nicht so sehr aufdrängen, wie man es von neuen Features erwarten würde. Sprich: Wer keine Lust darauf hat, der muss den Kram nicht benutzen. Die Twitter-Erfahrung gibt’s auch ohne die neuen Entwicklungen.
Was für’n Quatsch ist das denn bitte? Bin seltsamerweise nicht im erlauchten Kreis der Retweet-Betatester..aber so wie das klingt, brauche ich darüber auch nicht traurig zu sein.
Bei RTs ist es für mich essentiell, diese zu kommentieren oder mit weiteren Hashtags zu versehen.
So bekommen die mich nicht zurück auf die Weboberfläche..
.@DieFalkin Nein, leider nicht. #RT_Kommentar – Schöner Artikel zum Retweet-Button von @schaarsen : https://tinyurl.com/ycx9gv7
Danke für den Hinweis zu Deinem Blogpost!
Ja – mir ist auch wichtig, dass ich die RT’s kommentieren kann.
Wenn ich sonst irgendwo etwas kopiere und weiterleite, dann schreibe ich doch auch dazu, weshalb ich das tue, was mir daran so gefällt oder so wichtig ist.
Aber ich bin geduldig – manches in der IT braucht etwas Zeit 😉 … und noch habe ich meinen Client, den ich hauptsächlich nutze.
@ Till & Dagmar Grundsätzlich finde ich es, wie gesagt, prima wenn ich Retweeten kann, ohne dass ich in einem zu langen Tweet herumkürzen muss. Aber wenn ich nichts hinzufügen kann, wird’s blöd. Dann verliert für mich auch das Retweeten irgendwie den Reiz.Zum Glück verbietet uns niemand, weiterhin mit „RT“ zu arbeiten. 🙂