Vorgestern Abend nach dem Training noch kurz bei ZAPP reingezappt (Hihihi!), dem Medienmagazin des NDR. Eigentlich eine ganz nette Sendung, auch diesmal wieder mit guten Themen, die auch sehr ansprechend präsentiert wurden. Teilweise sauer aufgestoßen ist mir dabei jedoch einer der letzten Beiträge in der Sendung: Umstritten – Politiker wollen Onlineangebot von ARD und ZDF beschränken.
Darin geht es um die neueste Änderung im Rundfunkstaatsvertrag, die derzeit nur als Arbeitsfassung vorliegt. Sollte diese Arbeitsfassung so durchgehen, hätte das für die Online-Angebote von ARD und ZDF ziemlich starke Konsequenzen. Aber es ist nicht alles schlecht. In meinen Augen zumindest.
Darin steht unter anderem, dass ARD und ZDF nur noch streng sendungsbezogene Inhalte online stellen dürfen und die ausgestrahlten Beiträge maximal sieben Tage nach ausstrahlung online vorhalten darf. Das ist teils gut und teils schlecht. Gut finde ich den Gedanken mit den sendungsbezogenen Inhalten. Wenn also die Tagesschau einen Beitrag über den China-Tibet-Konflikt bringt, würde ich es ganz schick finden, mich im Internet noch mal ausführlich über den Konflikt informieren zu können. Das muss kein außenpolitisches Dossier sein, dass alle aber wirklich alle Hintergünde mucho perfetto beleuchtet. Aber eine Zeitline, eine Entwicklung des Konflikts und ein, zwei Hintergründe wie es dazu kam, wäre prima.
Der Gedanke, Videobeiträge nach sieben Tagen offline zu nehmen, ist mit Verlaub gesagt, völliger Bullshit, der dem Gedanken des Internet und des Web 2.0 völlig entgegen läuft. Auf einen Videobeitrag zu verlinken, wie heute geschehen, halte ich gerade bei komplexen Themen für sehr sinnvoll und dann soll man den Blog-Eintrag auch nach Monaten noch komplett und mit allen funktionierenden Links lesen und verstehen können. Das ist Quatsch und sollte überarbeitet werden.
Dass ARD und ZDF einen gut gemachten und gut redigierten Online-Auftritt brauchen, steht auch völlig außer Frage. Ob der jetzt wirklich so stark aufgeblasen werden muss, wie es derzeit stellenweise passiert (oder ob es nicht vielleicht auch ab und an ein paar Links auf weiterführende Informationen tun würden), darüber kann man, gerade mit ARD-Leuten trefflich diskutieren.
Was mich an diesem Beitrag massiv gestört hat, war allerdings mal wieder nicht inhaltlicher Natur. Es ist völlig logisch, dass es einer ARD-Anstalt nicht schmeckt, wenn sie potentielle Einnahmequellen verliert. Oder auch nur potentielle Marktanteile und das wäre bei dieser Änderung des Rundfunkstaatsvertrages durchaus denkbar, darüber brauchen wir nicht zu diskturieren. Dass aber mal wieder nur einseitig berichtet wird, dürfte eigentlich der ARD, dem Flaggschiff des Qualitätsjournalismus, nicht passieren: Die ARD und das ZDF sind die Guten, die nur ihren Grundauftrag erfüllen wollen und nichts anderes im Sinn haben, als die Bildung von Kindern und Jugendlichen und damit keinerlei wirtschaftliche Interessen verbinden. Und dann kommen die bösen Privatfunker und die bösen Zeitungsverleger und finden das doof. Und weil die Privatfunker und die Zeitungsverleger so böse sind, haben die auch noch mit den Politikern gesprochen und die sind jetzt auch böse und treten den armen, gebeutelten ARD-Anstalten (und dem ZDF) die Krücken weg, auf denen die ohnehin schon so benachteiligten Staatsfunker hinter allen anderen her humpeln.
Grausame Welt.