Die Argumente der Internetzensierer

Ich wollte eigentlich nichts zu dem Gesetzentwurf schreiben, der den Konsum von Kinderpornographie erschweren soll. Letzt Woche ging der Entwurf zur ersten Lesung durch den Bundestag und ich habe mir die Debatte darüber im Parlaments-TV angesehen, solange halt im Büro nichts wichtigeres anlag.

Alles habe ich dementsprechend nicht mitbekommen, aber ein Satz hat mich meine Hutschnur gekostet. Ein Satz, ausgesprochen von Martin Dörmann, SPD, lässt in mir eine gewisse Wut auf diese schlecht informierten (oder falsch beratenen) Internetausdrucker im Deutschen Bundestag hochkochen.

Heranwachsende, die aus sexueller Neugier im Internet surfen, kommen immer häufiger auf Seiten mit kinderpornographischen Inhalten.

Ich bin kurz vor 1980 geboren und bewege mich seit ca. 1996 im Internet und zähle damit zu den so genannten „Digital Natives“. Dabei würde ich mich in Sachen Internet als Spätzünder betrachten. Von Dingen wie dem Usenet, IRC oder den Vorläuferdiensten mit Mailboxen und BBS-Systemen habe ich überhaupt keine Ahnung. Trotzdem betrachte ich mich als versierten Nutzer des Internets und das schon seit sehr vielen Jahren.

Seit ca. 1996 um genau zu sein.

In diesen 13 Jahren ist es nicht ein einziges Mal vorgekommen, dass ich auf eine Seite mit kinderpornographischem Inhalt gestoßen bin. Ich habe natürlich nicht danach gesucht, denn ich finde allein schon den Gedanken daran unfassbar widerwärtig. Aber es ist NIE vorgekommen, dass „durch Zufall“ auf eine Kinderporno-Seite geraten wäre. Bis heute, wo nach Ansicht der Internetausdrucker im Deutschen Bundestag die Zahl dieser Seiten dramatisch zugenommen hat, habe ich auch durch bewusst konzept- und zielloses umhersurfen noch nicht eine entsprechende Seite zufällig gefunden.

Trotzdem lasse ich dieses Argument einfach mal so im Raum stehen.

Was ich aber nicht im Raum stehen lassen will, ist die Argumentation hinter diesem bekloppten Stoppschild. Das muss man sich mal vorstellen: Das BKA findet eine Seite mit kinderpornografischem Inhalt und anstatt den Serverbetreiber auf diese illegalen Inhalte hinzuweisen und die Adresse des jeweiligen Kunden herausgeben zu lassen, um den zu verhaften, stellt das BKA lieber ein Stoppschild auf.

Das ist genau so, als würde ich in einem Gewächshaus Fußball spielen und eine Scheibe zerdeppern. Anstatt jetzt die Scheibe reparieren zu lassen, hänge ich einfach eine Plastikfolie davor und behaupte, die Scheibe sei wieder ganz. Man kann diese Metapher auf so ziemlich alles übertragen. Letztlich bleibt aber nur ein ganz entscheidender Punkt übrig:

Irgendjemand zerstört da draußen Leben. Und unsere Bundesregierung stellt einen Sichtschutz auf, damit es nicht jeder sieht.

Armes Deutschland.

Von daher meine Bitte: Zeichne auch Du die Online-Petition gegen die Internet-Zensur mit. Noch ist nicht klar, ob das tatsächlich was bringt, aber es ist das Mindeste, was Du und ich tun können.

Update: Die ganze Debatte über die erste Lesung des Stoppschild-Gesetzes bei Youtube

2 comments on Die Argumente der Internetzensierer

  1. „Das BKA findet eine Seite mit kinderpornografischem Inhalt und anstatt den Serverbetreiber auf diese illegalen Inhalte hinzuweisen und die Adresse des jeweiligen Kunden herausgeben zu lassen, um den zu verhaften, stellt das BKA lieber ein Stoppschild auf.“

    1. Der Statt verliert kein Geld warum also schnell und was richtigesmachen.

    2. Sind viele der KP Seiten im Netz so verschachtelt auf Servern dieser Welt das es wohl sehr schwer ist die Ekelhaften MenschTiere zu fassen oder Sie um ein Bein zu entlasten.

    Logiks neuester Blog-Eintrag: Gamesload

  2. Das ist ja bereits hinreichend anhand publik gewordener Sperrlisten anderer Länder bewiesen. Oftmals genügt eine Email an den Serverbetreiber und innerhalb weniger Stunden ist der Dreck gelöscht. Aber nein, in Deutschland stellt man ein Stopp-Schild auf. Wenn ich in meiner Küche einen Teller fallen lasse wird das Ding auch nicht wieder ganz, wenn ich ein Handtuch drüber werfe.

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