Was ich am Klarnamenzwang auf Google+ nicht verstehe

Kaum lässt Google uns am Betatest seines neuen Social Networks Google+ teilnehmen, kocht eine Debatte über die Namen hoch, unter denen man dort auftritt.

Darüber wurde bereits viel in Blogs und den Online-Ablegern diverser Zeitungen geschrieben. Die Essenz: Wer sich bei Google+ mit einem Pseudonym anmeldet und verpetzt wird, der fliegt raus und kann dann auch andere Dienste Googles nicht mehr nutzen.

Ich persönlich sehe keinen Grund, mich dort mit Pseudonym herumzutreiben, aber ich kann durchaus verstehen dass das für andere ein logischer Schritt ist. Sei es nun aus grundsätzlichen Überlegungen oder weil man sich mit diesem Pseudonym schon einige Reichweite erarbeitet hat.

Wir alle müssen dabei jedoch auch verstehen, dass es Googles Part ist, die Hausordnung festzulegen und die besagt nun mal, dass Pseudonyme nicht erlaubt sind. Das dürfte daran liegen, dass wir nicht Googles Kunden sind, sondern eine Rohstoffquelle an der Google sehr gutes Geld verdient. Google weiß schon sehr viel über uns: Was wir lesen, wo wir sind, dass wir im Stau stehen, unsere Termine usw. usf. All das ist Teil unseres Social Graph.

Bei Google+ spitzen wir das noch weiter zu. Mit wem stehe ich in welcher Beziehung? Mit wem teile ich welche Information? Welche Inhalte finde ich interessant? Alles wertvolle, ließ: wirtschaftlich interessante, Daten. Dabei geht es beileibe nicht darum, den einzelnen „Kunden“ so vollumfänglich wie nur möglich zu durchleuchten.

Aber ein Schotterproduzent weiß auch ganz genau, welche Größen seiner Kiesel wo auf dem Hof gelagert sind, richtig? Richtig.

Deswegen ist es für Google so wichtig, die schon vorliegenden Informationen über uns mit denen zusammen bringen zu können, die jetzt mit Google+ gesammelt werden.

Jetzt könnte der geneigte Leser sagen „Mensch, Du hast doch den Klarnamenzwang auf Google+ ziemlich vollumfänglich verstanden, da hättest Du doch eine andere Überschrift wählen können!“

Es gibt da ein Detail, dass mir nicht in den Kopf will. Bei all den visionären Ideen, die Googles Entwickler Tag für Tag in Code umsetzen, wieso kommt da offenbar niemand drauf, wie leicht dieser Streit mit der Userbasis beizulegen wäre?

Lasst doch die User einfach selbst bestimmen, ob im Profil der echte Name oder ein Pseudonym angezeigt werden soll. Man registriert sich mit seinem echten Namen und darf zusätzlich ein Pseudonym angeben. Anschließend macht man entweder neben dem Namen oder neben dem Pseudonym ein Häkchen neben dem steht „Diesen Namen für mein Profil verwenden“ und fertig. Dazu müsste nur das Registrierungsformular um ein Textfeld und zwei Checkboxen erweitert werden. Vielleicht drei Checkboxen, wenn der Nutzer zusätzlich auch bestimmen dürfen soll, ob der echte Name irgendwo auftauchen darf oder nicht.

Schon wären alle zufrieden: Die Nutzer, die endlich ihr Pseudonym weiter führen dürften und Google, weil unser Social Graph um eine Information erweitert werden konnte.

3 comments on Was ich am Klarnamenzwang auf Google+ nicht verstehe

  1. Stimmt! Meins wurde heut auch gelöscht, weil so ein Stasispitzel Meldung liefern hat müssen. tz.

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